Montag, 1. Juni 2009

Dredg - "The Pariah, the Parrot, the Delusion"

Was sollte folgen auf eins der herausragendsten Popalben des letzten Jahrzehnts? "Catch without arms" bot 13 Songperlen mit großartigen Melodien, für die Coldplay vermutlich töten würden. Dredg blieben dabei jederzeit innovativ und voller Ideenreichtum - das nennt man dann wohl progressiv. Dredg haben einen langen Weg hinter sich, dennoch sind bereits die an Deftones angelehnten frühen Songs auf den EPs "Conscious" und "Orph" ungewöhnlich strukturiert und lassen spätere Großtaten erahnen. Unter Fans gilt das 1998er "Leitmotif" als Meisterwerk - die Band hatte das Konzeptalbum in Eigenregie veröffentlicht, es war bis zum Re-Release durch Universal 2001 kaum zu bekommen. Ich traf deshalb zum ersten Mal durch "Extended Play For The Eastern Hemisphere" auf Dredg, eine EP, die Songs von "Leitmotif" wie Symbol Song oder Movement I enthält. "El Cielo" von 2002 ist so etwas wie der Zwischenschritt von "Leitmotif" zu "Catch without arms", noch kein Prog-Pop, aber die rauen, ungestümen Anfangstage sind ebenfalls vorbei.
Lange musste man dann auf neues Songmaterial warten, immer wieder wurde der Veröffentlichungstermin von "The Pariah, the Parrot, the Delusion" verschoben, erste Songs wurden aber schon live gespielt und steigerten die Vorfreude. Nun ist es da - und begeistert: War "Catch without arms" Prog-Pop, so ist dies hier eindeutig wieder Prog-ROCK, oder wie Bassist Drew Roulette meint "a rock and roll record, filled with experimental journeys and eccentric jousts." Die Melodien sind catchy und werden von Gavin Hayes Stimme in ungeahnte Höhen geschraubt. Die Instrumentierung bietet alles was sich das Musikerherz nur wünschen kann, ein Glockenspiel zu Beginn von Drunk Slide, majestätische Orgel in Light Switch, Klavier in Information, wildes Cello in Long Days and Vague Clues, auch vor Elektronikspielereien wird nicht Halt gemacht (Saviour, RUOK?, I don't know), und warum auch? Dredg verstehen es, all diese Vielfalt perfekt zu kombinieren, alles greift ineinander. Neben den Vocals dient vor allem Dino Campanella's Drumming als Trademark von Dredg und das ist auf dem neuen Album nicht anders, im Gegenteil: Nervöse Rhythmen, pointierter Off-Beat oder aggressive Wirbel wie zu Beginn bei Saviour - das Schlagzeug ist wesentlicher Bestandteil des Dredg-Universums. Ein weiteres wichtiges Puzzlestück ist die Laut-Leise-Dynamik (siehe etwa den Übergang des aufreizend langsamen Stamp of Origin: Ocean meets Bay zu Saviour).
Um die eingangs gestellte Frage zu beantworten: Auf ein perfektes Pop-Album folgt ein weiteres. Mit ausgefeilten Ideen, vielen kleinen Spielereien, die entdeckt werden wollen und überbordender Energie. Das vierjährige Warten hat sich gelohnt.

[dieses Making Of zeigt viele der benutzten Instrumente und Impressionen von Dredg im Studio]

by TOHBIT

2 Kommentare:

  1. volle punktzahl! sowohl für autor aber noch viel mehr an das reviewte album.
    beide daumen hoch!
    dino ist der beste! ;-)

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  2. Ich kann es kaum erwarten. Sowohl den Autor, als auch die Platte begrüßen zu dürfen :D

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