Dienstag, 29. Dezember 2009

Bewegende Alben 2009 // Die Plätze 20 bis 11 //

20. Urlaub in Polen – Liquid

19. Ghost of a Thousand – New Hopes, New Demonstrations

18. Long Distance Calling – Avoid the Light

17. Jeniferever – Spring Tides

16. Evergreen Terrace – Almost Home

15. The Mars Volta – Octahedron

14. And you will know us by the trail of dead – The Century of Self

13. Japandroids – Post-Nothing

12. Gallows – Grey Britain

11. Archive – Controlling Crowds


 

Was fällt auf? Nach Ulmes Tropic of Taurus auf Platz 22 folgen auf den Plätzen 20 und 18 zwei weitere deutsche Bands, nämlich Urlaub in Polen und Long Distance Calling – auch in den TOP 10 wird es, so viel sei verraten, deutsche Beteiligung geben. Ghost of a Thousand, Evergreen Terrace und Gallows würzen die TOP 20 mit Hardcore-Energie. Beinahe vergessen hätte ich die im Februar erschienene The Century of Self von den langjährigen texanischen Begleitern auf dem Pfad des Todes – erst im letzten Moment wurden sie in die Liste aufgenommen; das Album macht es einem nach den Meisterwerken von 2005 und 2006 zunächst nicht leicht, gerade wegen eines seltsamen Intros. Doch mit jedem Hören werden Halcyon Days oder Inland Sea mehr zu Hits. Ein einziges Hitalbum ist auch Japandroids' Post Nothing, auf jeden Fall eines der aufregendsten Debüts des Jahres. An den TOP 10 knapp vorbei geschrammt sind Archive mit Controlling Crowds und einer eigenartig-genialen Mischung aus Ambient, Chillout, Electronica, Alternative und Hip Hop.


 

Welche Alben haben TOHBIT's Bestenliste knapp verfehlt? So großartige und verschiedene Bands wie Sonic Youth, The Heavy, Them Crooked Vultures, Arctic Monkeys, Polar Bear Club, Architects, Cymbals Eat Guitars, Porcupine Tree, The Twilight Sad, August Burns Red, Thrice und Sometree. Wer auf intelligenten deutschen Punkrock steht und sich wie ich schon auf die neue Turbostaat freut, der zählt sicher auch Zufluchtsort von Todd Anderson und Inselwissen von Captain Planet zu seinen Lieblingsalben 2009. Enttäuscht war ich persönlich hingegen von Why? mit Eskimo Snow, von Dead Weather's Horehound und Billy Talent's III.

by TOHBIT

Sonntag, 27. Dezember 2009

Bewegende Musik 2009// Die Plätze 30 bis 21//

Musik lässt sich nicht objektiv bewerten, soviel ist klar. Alle verzweifelten Bemühungen, die Erscheinungen eines Jahres in eine gemeinsame Liste aufzunehmen, sind so gesehen hinfällig und werden den verschiedenen Songsammlungen kaum gerecht. Andererseits steht der Spaß beim Listenfertigen im Vordergrund: Welche Band steht am Ende ganz oben? Wer schafft es in die Top Ten? Solche Fragen können wochenlang beschäftigen. Man hört sich nochmal durch die ganzen Alben, Erinnerungen kommen hoch: an die Momente, in denen man bestimmte Songs zum ersten Mal hörte; an Ereignisse, die mit Musik zu einer Einheit verschmolzen sind; an Personen, die einem dieses oder jenes Album empfohlen haben.

In meinen Bewertungsmaßstab spielt nicht nur eine Rolle, welches Album ich für das genialste, beste oder ergreifendste halte, sondern auch: Wie oft habe ich ein Album gehört? Wie sehr hat es mich beeindruckt? Wie sehr hat es mich überrascht? Ist es mit der Zeit gewachsen oder hat es sich schnell "abgenutzt"?

Letztlich sind Best Of-Listen immer auch eine Momentaufnahme – schon in zwei Monaten könnten meine Jahrescharts ganz anders aussehen.


 

30. Alice in Chains – Black Gives Way to Blue

29. Converge – Axe to Fall

28. Brand New - Daisy

27. Poison the Well – The Tropic Rot

26. Russian Circles - Geneva

25. Ghinzu – Mirror Mirror

24. Biffy Clyro – Only Revolutions

23. Muse – The Resistance

22. Ulme – Tropic of Taurus

21. From Monument to Masses – On Little Known Frequencies


 

Was fällt auf? Alte Helden wie Muse und Biffy Clyro sind nicht in den TOP 20. Beide haben zwar sehr ambitionierte Platten vorgelegt, konnten zumindest mich aber nicht gänzlich überzeugen. Zu poppig und radiotauglich einerseits. Doch andrerseits bleiben von beiden Bands viele Melodien lange im Ohr und laden zum Mitsummen ein, umarmen einen mit pathetischer Geste. Während es Muse vielleicht wirklich etwas übertrieben haben mit ihrem Bombast-Kitsch, steht Biffy Clyro das neue Soundgewand nicht schlecht, Only Revolutions wird mit jedem Hördurchgang besser. Brand New und Ghinzu gehören zwar nicht ganz so sehr zum ‚Inventar' wie die beiden eben genannten, doch Ghinzu stellten immerhin eines der Alben 2004, Brand New eines der Alben 2007. Auch hier gilt: Beide können nicht ganz an das alte Meisterwerk anknüpfen, enttäuschen aber auch nicht. Die Platzierung von Russian Circles ist ebenfalls eher enttäuschend, aber nach dem hervorragenden Stations (im letzten Jahr auf Platz 5) und unzähligen tollen Veröffentlichungen im Postrock-Genre (siehe auch From Monument to Masses) bin ich vielleicht einfach etwas übersättigt.


by TOHBIT

Samstag, 26. Dezember 2009

Wieder auf Sendung

Nach 5 Wochen Funkstille ist TOHBIT wieder auf Sendung. Satt und zufrieden von vielen Festtags-Festmählern, die meist doch nicht so toll schmecken wie alltägliche Hausmannskost, wird jetzt der Jahresendspurt eingeläutet; Wenn sich das Jahr dem Ende neigt, dann heißt das: Listen erstellen! Diesmal gibts an dieser Stelle gleich TOHBIT's TOP 30, geteilt in drei Teile (wegen des Spannungsbogen!) - soll heißen: Morgen gehts los mit den Plätzen 30 - 21.

Schon jetzt gibts neue bewegende Musik (die es nicht geschafft hat in die Jahrescharts, einfach weil ich sie gerade erst erhalten habe): Gossips "Music for Men" rockt ordentlich, ich bekomme total Lust, die mal in nem Club aufzulegen. Die Platte steht stellvertretend für viele andere: Ich konnte sie einfach nicht kaufen, ausleihen, oder - ähem - downloaden. Es gibt zu viel (gute) Musik da draußen! Ähnlich wenig Beachtung, sei es aus Unwissenheit, Ignoranz oder zeitlicher Limitierung erfuhren von mir z.B. Mumford & Sons, Grizzly Bear, Mando Diao, Manchester Orchestra, Silversun Pickups, The Flaming Lips, Built to Spill, The Decemberists, Alberta Cross, The Thermals und bestimmt dutzende gute Platten mehr! Ich hole das nach, zumindest teilweise!

Freitag, 20. November 2009

Bewegendes im November

Nur ein Satz zur bewegenden Musik: Converge haben nicht mehr soviel Spaß gemacht seit Jane Doe. Ihren ureigenen, bandtypischen Sound haben sie erweitert durch ein paar ruhigere, epischere Parts und kurze experimentelle Ausflüge – natürlich sind sie dabei immer noch kompromisslos hart.


Bewegende Bilder
 

"so crazy! had to watch it a couple times"

"most definitely. the best video ive seen in a while by far"

"this music video is beyond brilliant"

"the creator and the destructor , makes me think of god even if i don't believe in him/her.(what ever)"

So lauten die Kommentare zu Blonde Fire von The Hickey Underworld. Und alle diese comments behalten recht. Das Musikvideo ist verstörend, provokant und (besonders für Vegetarier) ekelerregend. Ist das nun Kunst oder doch nur medienwirksame Provokation? Gerade der letzte der oben stehenden Kommentare, der Hinweis auf Erschaffer und Zerstörer, ist gut beobachtet und würde eher auf eine tiefere Deutungsebene verweisen. Doch entscheidet selbst!

Ebenso seltsam mutet die Homepage der Band aus Antwerpen an, hier gibt es viel zu entdecken: Nach Intro, nämlich dem oben beschriebenen Video, kann man eine bunte Bildlandschaft erkunden: Fickende Wölfe im Steinkreis, indianische Folter- und Kultszenarien, Tiger, Elefanten, Riesenkraken, Seepferdchen, Züge und Raumschiffe. Das ist verrückt, cool – allerdings nicht besonders praktisch. Aber wer braucht schon unsinnige Bandbio und –fotos, wenn es so viel zu entdecken gibt.

 

Ins Netz gegangen ist mir schon vor längerer Zeit ein wahnsinnig toller Blog: Über (((unartig))) postet ein Deutscher in New York Videos zu unzähligen Shows. Mich konnte vor allem seine Retrospective zu at the drive-in begeistern. Hier beschreibt er seine erste Begegnung mit In/casino/out: "In Casino Out" found its way into my home sweet home. It was probably part of a stack of discs that I reviewed for "Trust" zine in Germany, I don't remember exactly. What I do remember are the raised eyebrows that it caused after the first spin, and after the second, and after the third… and after the twentieth. Holy motherfucking diamond in the rough! This record was basically every reviewer's wet dream (…)" Es folgen Beschreibungen von ersten atd-i Gigs in Germany ("Their explosive energy blew every other band of their time out of the water, in the studio and onstage.") bis hin zum Split der Band während ihrer Tour durch Europa 2001. Die Website ist gespickt mit vielen Videoaufnahmen (atd-i vor 150 Leuten in Celle, zweitletzte Show ever in Bremen usw.) inklusive den jeweiligen Playlists. Danke für dieses geile musikalische Zeitdokument!



by TOHBIT

Dienstag, 10. November 2009

Jukebox Novemberbeginn

Eine Ladung Songs um die Herbstdepression zu vertreiben (Kategorie A), oder aber um sie bei Tee und warmer Wolldecke zu genießen (Kategorie B).


Brand New – Vices (Daisy, 2009)

Was für ein Beginn! Wütend, dissonant und noisig eröffnen Brand New den Nachfolger ihres Überalbums The Devil and God are raging inside me. Zunächst geht's noch mit zurückhaltendem Piano und klassischem Frauengesang los, so opernarienmäßig. Dann setzen die verzerrten Gitarren ein: Das erinnert an McLusky zu besten Zeiten. Auch sonst sucht man Hits à la Sowing Season (Yeah) oder Degausser auf Daisy eher vergeblich – der dritte Song At the bottom kommt dem aber schon sehr nah. Brand New sind zurück! Mit unverkennbarem Soundgewand, dem dennoch viel Neues – vor allem Noise, Wucht, Wut – hinzugefügt wurde.

Kategorie A


 

Ulme – Sisyphus, Crack the Stone! (Tropic of Taurus, 2009)

Die eingängigen Melodien auf Ulmes Tropic of Taurus erschlie- ßen sich nicht sofort. Wenn sie es aber tun, halten sie dich umso länger gepackt. So bekomme ich die erste Zeile von Sisyphus, Crack the Stone! nicht aus dem Kopf: Dear Lovers, fuck you all! singt Sänger Arne Heesch lakonisch, dazu groovt es herrlich aus den Boxen. Toller deutscher Stoner/Metal aus Flensburg/Hamburg, der sich vor amerikanischen Szenegrößen nicht verstecken muss. Weiterer Anspieltipp ist The Web.

Kategorie B


 

Peace Orchestra – Shining (Peace Orchestra, 1999)

Großartiger, chilliger Song vom Wiener DJ Peter Kruder (Kruder&Dorfmeister, mit denen ich mich bisher kaum beschäftigt habe). Shining ist langsam, monoton, repetierend und voll dunkler Atmosphäre. Passend dazu der aufreizend gelangweilte, irgendwie spacige Frauengesang.

Kategorie B


 

Jamie T. – Sticks'n'Stones (Kings & Queens, 2009)

Da braucht man nicht mehr viel zu schreiben. Der Song läuft ja auch im Radio rauf und runter (hab ich mir sagen lassen - ich höre ja kein Radio). Jamie T. würde Mike Skinner von The Streets den Rang ablaufen, wenn er nicht statt auf Coolness einfach mehr auf Pop-Appeal setzen würde. Mit seinem lässigen Gespür für Hits hat er mir 2007 den Ohrwurm Salvador geschenkt - und jetzt eben die Single Sticks'n'Stones.

Kategorie A


 

Archive – Bullets (Controlling Crowds, 2009)

TripHop, Electronica, Indierock verschmelzen hier zu einem mitreißenden Sound. Und dabei gibt es viel zu entdecken. Bullets ist da noch einer der geradlinigsten und konventionellsten Songs - sonst findet man Rap, esoterischen Frauengesang, viele Soundtüfteleien, blecherne Computerstimmen. Das Album insgesamt ist ein echter Grower. Einziger Vorwurf: Es ist etwas zu lang geraten und hat deshalb in der 2. Hälfte einige verzichtbare Songs.

Kategorie ?


 

Evergreen Terrace – Enemy Sex (Almost Home, 2009)

Evergreen Terrace ist auf jeden Fall eine meiner Lieblingsbands aus dem Genre - welches Genre eigentlich? Tja, sicherlich Metalcore, aber Evergreen Terrace gefallen mir gerade weil sie nicht typisch Metalcore sind. Sie selbst beschreiben sich als "fast, powerful heavy hardcore to melodic punk/rock". Das triffts ganz gut. Vor allem haben sie neben Mosh Parts und Riffs ein Gespür für Melodien. Das neue Album rockt einfach, vor allem der Opener Enemy Sex.

Kategorie A


 

The Snake The Cross The Crown – Hey Jim (Cotton Teeth, 2007)

Grandiose Folk-Rock-Blues-Hymne von The Snake The Cross The Crown. Erinnert an A Silver Mount Zion, Raconteurs, Absynthe Minded, Port O'Brien, Murder by Death. Mit ihrem Namen bezieht sich die Band aus Alabama übrigens auf das Logo von Alfa Romeo - endlich weiß ich das auch mal, habs sogar exra nachgeprüft und das Logo des Autobauers gegooglt. Ein neues Album ist auch gerade erschienen, ich kenne es noch nicht, aber das soll sich bald ändern...

Kategorie B


 

Placebo – Battle for the Sun (Battle for the Sun, 2009)

Auch wenn der VISIONS-Sampler mich nicht mehr oft auf neue Bands aufmerksam machen kann, er schafft es manchmal alten Helden wieder zu neuem Glanz zu verleihen. Wie habe ich Placebo verehrt damals, zu Black Market Music Zeiten (2000) und Songs wie Special K oder Spite & Malice (Brian Molko im Duett/Duell mit einem Rapper!). Ihre elektronische Phase habe ich dagegen weitgehend ausgeblendet, das lag nicht nur, aber auch am veränderten Soundgewand der Band.

Kategorie B

Samstag, 31. Oktober 2009

Bewegende Bilder – und die Schwierigkeit, sie zu finden

Bei YouTube findet man immer weniger Original-Musikvideos – zumindest als deutscher Nutzer. Der Grund: Streit mit der GEMA. Im März 2009 ist der Vertrag der "Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte" mit YouTube ausgelaufen, ein neuer kam nicht zustande, weil YouTube (gehört zu Google) den Forderungen der GEMA nicht nachkommen kann oder will. Das Internetportal ist kostenfrei, finanziert sich nur über Werbung – die GEMA-Forderung nach 1 bis 12 Cent pro abgespieltem Video (http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,616605,00.html) kann deshalb nicht erfüllt werden.

Endlich schienen die Plattenfirmen das Potenzial des Web hier einmal zugunsten der User zu nutzen*, sie stellten selbst Clips in hoher Qualität bei YouTube ein – so machten sie ihre Künstler bekannter. Zudem kann man heute im sogenannten Musikfernsehen kaum noch Musikvideos sehen, erst recht nicht, wenn es sich um Bands abseits des Mainstreams handelt. Bei YouTube konnte man sich sein eigenes Musikfernsehen zusammenstellen, mit kreativen Videos von Künstlern aller musikalischer Stilrichtungen – dies unterbindet nun ausgerechnet eine Gesellschaft, die für die Rechte der Künstler eintritt. Denen ist aber nicht geholfen, wenn ihre Videos nun gar nicht mehr zu sehen sind, weder bei YouTube, noch bei den Dating-Show-infiltrierten deutschen Musiksendern.

Trotz der oben beschriebenen Problematik habe ich ein schönes Musikvideo gefunden: The Decemberists The Rake's Song. Gedreht in Moskau von zwei Kunststudenten, setzt sich das Stop-Motion-Video teilweise aus Fotografien traditioneller russischer Puppen zusammen. Vor Kurzem habe ich so etwas ähnliches auch im Filmmuseum Düsseldorf gesehen. Wenn man sich mit der Entstehung von Kino und bewegten Bildern beschäftigt, kommt man um so etwas nicht herum. Der Song stammt übrigens vom Album The Hazards of Love.


 

*Exkurs: Das gilt längst nicht für alle Plattenfirmen: Warner Music z.B. hatte Youtube im Dezember nach Lizenzstreitigkeiten aufgefordert, alle Videoclips seiner Künstler zu entfernen. Erst vor wenigen Wochen gab es eine Einigung: Warner soll das Recht bekommen, Werbeplatz zu seinen Videos zu verkaufen und den größten Teil der so erzielten Einnahmen behalten dürfen (http://www.heise.de/newsticker/meldung/Bericht-YouTube-und-Warner-einigen-sich-ueber-Musikvideo-Lizenzen-798101.html). Die Universal Music Group hingegen will zusammen mit YouTube gleich ein eigenes Musikvideo-Portal gründen. Vevo.com steckt aber noch in den Kinderschuhen.


 

by TOHBIT

Dienstag, 20. Oktober 2009

Kritik am Zuschauer. Ein Live Erlebnis

Die Band auf der Bühne gibt alles: Oberkörper schwingen, die Gitarrenhälse werden durch die Luft geschleudert, die Halsmuskeln des Sängers treten hervor.Blick ins Publikum – da tut sich: nichts. Die Leute stehen herum wie zu Salzsäulen erstarrt, schauen sich das ekstatische Tun der Band an, als wäre es ein DVD-Konzertmitschnitt und kein Live-Erlebnis.
Halt, da tut sich ja doch etwas: Ein paar Gestalten stehen ganz nah am Bühnenrand, laufen mal nach rechts, mal nach links, klettern manchmal sogar auf die Bühne. Professionelle Fotografen. Da werden später ganz viele Magazine und Internetblogs ganz tolle Fotos haben. Oder doch eher Hobby-Fotografen? Sieht ja schon stylish aus, mit so ner tollen Spiegelreflexkamera rumzuturnen...

Die Fotografen lassen es sich nicht nehmen, die Band aus allen Kamerawinkeln und allen nur denkbaren Positionen – gebückt, kniend, auf den Bühnenrand gelehnt oder halb versteckt hinter einer Box hervorlukend – abzulichten. Damit auch ja alle, die nicht dabei waren, später im Internet die netten Bildchen anschauen können und sich denken: Das war bestimmt ein geiles Konzert. War es aber nicht. Weil fünf Fotografen die um die Bühne wuseln auch stören können. Zumal, wenn die Band eigentlich ein ausgeklügeltes, stimmungsvolles und vor allem äußerst sparsames Lichtkonzept einsetzt, das von den dauernden Kamerablitzen negativ gestört wird.

Die Band am heutigen Abend im FZW Club in Dortmund kann für die Situation natürlich herzlich wenig. Wie oben bereits beschrieben: SIGHTS & SOUNDS geben alles, sie legen eine wirklich mitreißende Show hin und lassen sich dabei von den Fotografen ebenso wenig irritieren wie von dem apathischen Publikum – im übrigen ist die Location nur zur Hälfte gefüllt, schade. Man würde die Konzertgänger am liebsten aufwecken und ihnen frei nach einem Song von Comeback Kid (deren Frontmann Andrew Neufeld auch gleichzeitig Sänger von Sights & Sounds ist) entgegenshouten: Wake the dead!

by TOHBIT

ps // Kleine Pointe: Im Internet ein wirklich chices Foto gefunden, das die Live-Intensität gut einfängt...

Montag, 5. Oktober 2009

Herbstmusik

Der Herbst ist da. Es regnet. Und bald werden auch die letzten Bäume ihre Blätter verloren haben.

Was tun, stellt sich die Frage.

Es zelebrieren lautet die Antwort! Mit "Herbstmusik":



by MUIZIKA

Dienstag, 22. September 2009

Musik der letzten Septembertage

Musik, die mich gerade bewegt: Junius und ihr aktuelles Album "The Martyrdom of a Catastrophist". Allein der Titel will schon erforscht werden: Katastrophismus ist ein Begriff aus der Geologie. Anhänger dieser Denkrichtung stellen die Vorstellung von der enormen Länge der geologischen Zeiträume in Frage . Bei der katastrophistischen Betrachtung der Natur geht man von einmaligen und unumkehrbaren Ereignissen aus, die sehr rasch vorübergehen können und dennoch große und bleibende Veränderungen für unser Sonnensystem, die Erde und die Evolution der Lebewesen bewirken.
Junius' Album ist aber nicht direkt ein Werk über diese Denkrichtung, sondern ein Konzeptalbum über einen Vertreter des Katastrophismus: Immanuel Velikovsky (1895 - 1979).
Velikovskys Buch Welten im Zusammenstoß (1950), welches eine katastrophistische Sichtweise auf Ereignisse der letzten 5000 Jahre vorstellt, ist bis heute sehr umstritten.
So intensiv man den Titel und die dahinterstehenden Gedanken erforschen kann, so ähnlich kann man auch die Musik selbst erforschen: Hier trifft Postrock auf Dark-Wave. Erinnert ein bißchen an *Shels, Jeniferever, Moving Mountains - aber mit einem Gesang, der an Depeche Mode erinnert.

Das gepostete Video steht hier zu Ehren einer Band, die ich schon lange sehr schätze und die gerade ein neues, monumentales Album veröffentlicht hat: Muse.
Ins Netz gegangen ist mir ein privater Blog, nicht unähnlich dem unsrigen, wenn auch professioneller und mit mehr Inhalt. Hier geht es um Musik, Kino, Literatur, Hörspiele, Comics und noch einige andere Phänomene der Popkultur: the-crime-in-your-coffee

by TOHBIT

Montag, 7. September 2009

jukebox august//september nullneun

Flobots - Mayday!! (Fight with Tools, 2008)

Eigentlich wollte ich Handlebars in die Jukebox packen – das hätte Sinn gemacht, springt einem der Song doch direkt ins Ohr, wenn man das Album Fight with Tools hört. Dann habe ich herausgefunden, dass es sich bei dem Lied um DIE Single der Band handelt (20 Wochen in den US-Carts). Deshalb empfehle ich euch lieber einen Song, der nicht ganz so „mainstream“ ist, nämlich Mayday!!!
Flobots machen HipHop, gemixt mit Alternative, Crossover, Jazz - intelligent, wütend und abwechslungsreich (man denke nur zum Beispiel an das exzessive Cello in Stand Up)


Killswitch Engage - Starting Over (Killswitch Engage, 2009)

Lange konnte ich die Begeisterung vieler Metalhörer für Killswitch Engage zwar nachvollziehen, aber nicht teilen. Das hat sich etwas geändert - auch wenn ich nach wie vor den anspruchsvollen Metal à la Mastodon vorziehe... Das hier ist 'Pop' für Metalfans, eingängig und fett produziert. Pathetisch und doch so voller Hitpotenzial:
Can we start again?
Go back in time to where we started

Can we start again?
What we have can't be discarded



Spinerette - Cupid (A Prescreption of Mankind, 2009)

Immer noch punkig und rotzig wie zu Distillers Zeiten, gleichzeitig aber dunkler,
melancholischer, altersweiser.
Cupid's a heartless angel with a cruel composure, oh yes
Cupid's fight with me as battles ancient

Cupid don't you know that, that it's over



Jesse Dee - Alright (Bittersweet Batch, 2009)

Listen Now, Baby! So beginnt Jesse Dee's Album Bittersweet Batch. Das ist tatsächlich 2009 erschienen, genauso gut aber könnte es in den 60ern auf Motown erschienen sein. Wie nennt man das jetzt? Vielleicht Neo-Soul? ...It's gonna be alright...



Eels - Fresh Blood (Hombre Lobo, 2009)

Ein simpler, träger, schleppender Beat. Eine nuschelnder Sprechgesang:
I know you´re prob´ly gettin´ ready for bed
Beautiful woman get out of my head

I´m so tired of the same old crud
Sweet baby I need fresh blood

Und dann heult der Wolf den Mond an - schaurig schön, voller sexueller Energie. Super!


by TOHBIT

Dienstag, 1. September 2009

Musik der ersten Septembertage

Die Musik der Woche wird geliefert von Poison the Well's neuestem Tonträger The Tropic Rot. Was für eine Entwicklung diese Band genommen hat, ist schon erstaunlich und flößt Respekt ein. Von den gefeierten Metalcore-Mitbegründern mit dem Album Opposite of December von 1999 bis hin zu den Hardcore-Pionieren von heute. Schon mit dem Album Versions (2007) war man in neue Gefilde vorgestoßen, hatte den Metalcore früherer Tage hinter sich gelassen zugunsten von einem progressiven Postcore-Sound. Der nächste Schritt folgt jetzt mit The Tropic Rot. "Kein Platz ist hier für Moshparts, keiner für Breakdowns und vor allem ist hier kein Platz für Pappkameraden, die Unbeteiligten ihre neuesten Kickbox-Moves unter die Nase treten wollen." Dieser Satz, geschrieben von Sven Cadario auf plattentests.de triffts genau! Poison the Well sind ein bißchen wie Mastodon ohne Metal, wie These Arms are Snakes ohne so viel Sexyness, dafür mit mehr Testosteron (die alten Metalcore-Zeiten!).

Das Video dieser ersten Septembertage stammt von The Solution, einer blue-eyed Soul Band (also einer Soul Band bestehend aus weißen Musikern). Ihr Album Will not be televised aus dem letzten Jahr läuft bei mir immer wieder mal, wenn mir nach sexy Soul Vocals zumute ist. Der Song, den ich hier als Video poste, ist jedoch vom ersten Release Communicate! (2004) und lieferte die erste Single der Band: I Have to quit you kommt in chicer schwarz-weiß Optik, dieser Oldschool-Look passt wunderbar zum Oldschool-Sound. Bei The Solution spielt übrigens Nicke Royale aka Nicke Andersson (früher The Hellacopters, yeah) an den Drums.

Ins Netz gegangen ist mir vor einigen Wochen schon eine Zeit-Kolumne über "Alles außer Fußball". Das ist natürlich nur bedingt richtig, liefern die 3 Kolumnisten Thomas Hitzlsperger, Andreas Beck und Philipp Lahm doch durchaus Einblicke in das Leben von Profißußballern - Gesprächsthemen sind aber eigentlich Politik, Autos, Medien und Musik. So spricht Andreas Beck im neusten Teil der Serie über musikalische Vorlieben wie Jan Delay oder Blur.

by TOHBIT

Mittwoch, 26. August 2009

Pendlermusik #3

Eigentlich wollte ich in vier Wochen Praktikum (und damit vier Wochen Bahnfahren) an dieser Stelle Musik vorstellen, die mich auf meinen täglichen Fahrten begleitet. Das Praktikum ist mittlerweile längst vorbei - doch untenstehende Bands begleiten mich noch immer, sei es bei Zugfahrten, Busfahrten oder einfach zwischendrin.


Wie in Teil 2 versprochen zunächst die großartigen Black Math Horseman. Bestehend zur Hälfte aus Mitgliedern von Mother Tongue, bekommt man hier düster-tragischen Psych-Prog-Doom mit atmosphärischem Frauengesang. Das erinnert an Black Mountain, manchmal in den härteren Passagen auch an Minsk. In einer Rezension habe ich etwas von aufkommender Langeweile gelesen, weil auf Albumlänge die Songs zu ähnlich aufgebaut seien - doch das ist grundfalsch, hier gibt es viel zu entdecken, in diese Musik kann man hineinversinken und alles rundum vergessen: von lärmenden Schulkindern im Bus bis zu kichernden Teenies im Zug. ~ Black Math Horseman / Wyllt / 2009



Zu den genialen The Mars Volta muss ich nicht mehr viel sagen. Seit Jahren verehre ich diese Band, nun haben sie mit Octahedron ihr zugänglichstes, ja poppigstes Album aufgenommen. Die kürzeren Songzeiten und strafferen Arrangements stehen ihnen gut, gleichzeitig klingen sie unverkennbar nach sich selbst. Vielleicht ist es gut, dass Songwriter Omar Rodriguez-Lopez sich solo austobt (mit geschätzten 17 Veröffentlichungen im Jahr)... ~ The Mars Volta / Octahedron / 2009




The Ghost of a Thousand habe ich erst kürzlich in der Rubrik 'Neu entdeckt' vorgestellt, jetzt zählen sie schon zu den/meinen festen Größen. Mit New Hopes, New Demonstrations haben sie ein vorzügliches neues Hardcore-Album hinbekommen. Sehr cool kommt dabei der sonore Gesang, der das sonst übliche Geschrei und Gekeife teils ersetzt, teils schön kontrastiert. So muss Hardcore 2009 klingen! Wütend, angepisst, düster, auf musikalisch hohem Niveau und mit einer gehörigen Portion Rock. ~ The Ghost of a Thousand / New Hopes, New Demonstrations / 2009



Technischer Metalcore mit Death-Anleihen, so ist August Burns Red's Stil wohl am besten kategorisiert und in der betreffenden Schublade abgelegt. Und in besagter Schublade findet sich in meinen Augen keine Band, die diesen Sound besser hinbekommt. Technisch versiert, mit vielen tollen Gitarrenmelodien, Riffs und brutalen Breakdowns. Die ganz großen Hits wie Composure (vom letzten Album Messengers, hier auch schon in einer Jukebox vertreten) sucht man vielleicht vergeblich, aber dennoch sind die einzelnen Lieder vor allem abwechslungsreich - Kollegen aus der Metalcore-Schublade wie Unearth oder As I Lay Dying können sich davon eine Scheibe abschneiden. ~ August Burns Red / Constellations / 2009

by TOHBIT

Montag, 3. August 2009

Pendlermusik. #2

Sitze gerade in der Redaktion. Der Montag ist so langweilig wie immer, irgendwie scheint es zu Wochenbeginn weniger Nachrichten zu geben als sonst. Habe also nichts zu tun – und umso mehr Zeit mich dem Blog zu widmen. Deshalb gibt’s hier den zweiten Teil meiner Pendlermusik-Reihe:

Eine Melange aus Prog, Pop, Indie, Ambient und Postrock, das sind Jeniferever auf ihrem Album "Spring Tides". Die vielen kleinen Experimente und (Elektro-)Spielereien könnten von Why? stammen, auch der Sprechgesang erinnert an diese Band – oder aber an Benjamin Gibbard von Death Cab for Cutie. Deren langsame, bedächtige Art des Songwritings scheint hier ebenfalls manchmal Pate gestanden zu haben. Die Meldodiebögen und Postrock-Bausteine erinnern an Moving Mountains, öfter noch an This Will Destroy You.
Jeniferer kommen aus Schweden, genauer gesagt aus Uppsala. „Aus Uppsala zu kommen ist genau so, wie nach Tohuwabohu zu reisen oder nach Kinkerlitzchen zu fahren“ – so textete der Blog ‚Platten vor Gericht’. Ich wäre gerne selbst Urheber dieses Satzes gewesen, aber da ist mir leider jemand zuvorgekommen. Neben dem tollen "Green Meadow Island" – hier auch schon als Video gepostet – gehört das ruhige "St. Gallen" (mit schönem Piano-Intro) zu meinen persönlichen Highlights. Eigentlich kann man aber kaum Songs herausgreifen, das ganze Album macht Spaß, ob als entspannende Hintergrundmusik zu einem guten Roman, oder um einfach vor sich hinzuträumen und das Bahnfahren zu genießen. Jeniferever machen das Pendlerleben mehr als erträglich.

demnächst in Teil 3: Black Math Horseman

by TOHBIT

Freitag, 31. Juli 2009

Wöchentliches Update von TOHBIT

Ich möchte euch auch diese Woche Album und Video nicht unkommentiert präsentieren. Portugal. The Man haben in diesem Jahr ihr viertes Album in vier Jahren veröffentlicht. 2006 erschien ihr Debüt "Waiter: You Vultures!" und ich erinnere mich genau: Platte des Monats in VISIONS, reingehört und schon gepackt von dieser eigenartigen Stimme, ja der ganzen Atmosphäre. Eine Band aus Alaska! Mit neuem, wirklich sensationell andersartigem Klang! Ich habe die Platte damals direkt dem Typen empfohlen, der sich gerade die WG anschaute um bei mir einzuziehen. Heute sind wir langjährige Mitbewohner, Freunde - und Portugal. The Man Fans. Allerdings konnte die Band für mich nie mehr die Faszination entfachen, wie es "Waiter: You Vultures!" tat. Dennoch ist das aktuelle Album "The Satanic Satanist" wohl mein zweitliebstes. Voller Soul, dennoch im ureigenen Portugal. The Man-Sound.

Das Video stammt diese Woche von Jeniferever. Damit greife ich meiner Miniserie 'Pendlermusik' voraus, in der ich mich im zweiten Teil mit dieser Band beschäftigen werde. So könnt ihr vorab schon mal den Clip zum Opener ihres Albums "Spring Tides" anschauen.

Ins Netz gegangen ist mir diesmal ein professioneller Musikblog: chices Design, der Fokus liegt auf eher unbekannten Bands, vermehrt aus Deutschland und Skandiniavien. Der Blogbetreiber bezeichnet sich selbst als Musikbekloppten, arbeitete im Plattenladen, als DJ und hat mittlerweile eine eigene Radiosendung – er wandelt eben auf Schallgrenzen.

by TOHBIT

Mittwoch, 29. Juli 2009

Pendlermusik.

Zurzeit fahre ich jeden Tag ca. 90 Minuten Bahn, Bus, sogar Saarbahn: Ich pendele zu meinem Praktikums-Arbeitsplatz, so ganz ohne Pendlerpauschale. Logisch, dass ich während dieser Zugreisen pausenlos Musik höre. Die Bands, die mich jeden Tag in die Nachrichten-redaktion begleiten, möchte ich hier in einer kleinen Serie vorstellen.

Teil 1: Alexisonfire

Screamo war 2002 neu und unverbraucht: Thursday veröffentlichten ihr “Full Collapse”, Alexisonfire ihr selbstbetiteltes Debüt. Viele Bands, die Screamo damals mitbegründeten und einen Hype lostraten, haben sich mittlerweile weiterentwickelt oder gar komplett vom Sound früherer Tage entfernt. Bestes Beispiel sind hier wiederum Thursday mit „Common Existence“ (2009).
Alexisonfire hingegen setzen auch weiterhin auf das superprägnante Wechselspiel zwischen Geschrei und emotionalem Gesang und gewinnen damit auf ganzer Linie. Mich erinnern sie irgendwie an Hot Water Music, die auch jahrelang an ihrem typischen Stil festhielten, den Bandsound zwar erweiterten und perfektionierten, aber nie radikal veränderten – und deshalb in der Szene geradezu verehrt wurden. Einen Bruch in Alexisonfire’s Schaffen kann man höchstens zwischen dem zweiten Album "Watch Out!" und dem Nachfolger "Crisis" feststellen: Die Gitarren sind in den Hintergrund, die Vocals in den Vordergrund gerückt.
"Old Crows/Young Cardinals" nun, das neue Album von Alexisonfire, beginnt ungestüm, fast spröde, der Opener "Old Crows" schlägt dem Hörer immer wieder die Zeile we are not the kids we used to be um die Ohren. Damit macht die Band deutlich, dass sie sich sehr wohl verändert hat. Die darauf folgenden Songs sorgen dann für Begeisterungsstürme, "Young Cardinals" und "Sons of Privilege" setzen ihre griffigen Refrains direkt in die Gehörgänge, etwa so: Sweet lady liberty - You are lost, though you are free And what hides beneath Can’t tell the wolves from the sheep. Aus der Masse an guten Songs sticht noch ein weiterer heraus: "The Northern" wagt sich eher in balladeske, ruhige Sphären und kombiniert dies mit biblischen Lyrics.
Ein gelungenes Album also, mit dem sich Zugfahrten gut überstehen lassen.

im zweiten Teil: Jeniferever

by TOHBIT

Dienstag, 21. Juli 2009

Video und Platte der Woche von MUZIKA

Diesmal ist es ein kleines Special mit der russischen Band Animal Джаz. Ihr vorletztes Album "Шаг Вдох" ist Platte der Woche und die Single "Три полоски" nimmt der Ehrenplatz als Video der Woche ein. Die Band ist in Russland wahnsinnig erfolgreich und füllt riesige Hallen. Musikalisch errinern sie mich stark an (die neue) Dredg mit gelegentlichen elektronischen Elementen, sodass auch ein wenig The Notwist durchschimmern. Alles famose Referenzen würde ich sagen...
Insgesamt machen Animal Jazz einen anspruchvollen Alternative Rock mit leicht progressivem Einschlag und einem Hauch Pathos. Reinhören lohnt sich!

Samstag, 11. Juli 2009

+++NEWS+++BARONESS+++NEWS+++

Es ist zwar unüblich, aber dies ist mit Sicherheit eine Nachricht wert: BARONESS haben nun endlich ihr neues Album fertiggestellt! Nach dem grandiosen Red Album ist die Hoffnung auf einen nicht minder genialen Nachfolger groß. Genährt wird diese Hoffnung unter anderem dadurch:


by MUZIKA

Freitag, 10. Juli 2009

Jukebox Juni/Juli

Die erste Doppel-Jukebox in der Geschichte des Blogs! Mit extra vielen Links.

Phoenix - 1901 (Wolfgang Amadeus Phoenix, 2009)

Irre ich mich oder hören sich diese Franzosen tatsächlich irgendwie französisch an? Ist wahrscheinlich Einbildung, schließlich wird hier in (akzentfreiem) Englisch gesungen, ein Umstand der bei französischen Bands immer noch irgendwie erwähnenswert scheint. Wie auch immer, Phoenix bieten Indiepop à la MGMT, tanzbar, ohne zu sehr ins elektronische abzugleiten. Der ganz große Hit und Dancefloor-Filler fehlt zwar, "1901" kommt dem aber schon recht nah: Dies hier könnt ihr spielen um die ersten Leute zum tanzen zu bringen, Indie-DJs der Nation!

Faith No More - Digging the Grave (King for a Day... Fool for a Lifetime, 1995)

Anlässlich der Reunion gab es in VISIONS eine schöne und ausführliche History - und ich wurde beflügelt mich nochmal tiefer in Faith No More's Diskografie reinzuhören. Das "Album of the Year" von 1997 kenne ich noch aus Daddy's Plattenschrank, wegen des seltsamen Covers hätte ich aber damals nie gedacht, dass da so ne coole Band dahintersteckt... Mein persönliches Lieblingsalbum ist "King for a Day... Fool for a Lifetime", weil es unglaublich abwechslungsreich ist und teilweise eine beängstigende Stimmung erzeugen kann ("Cuckoo for Caca"). "Digging the Grave" wurde für Jukebox-tauglich befunden, weil es unglaublich eingängig und hymnisch ist.

The Prodigy - Warriors Dance (Invaders must die, 2009)

Jeder ist schon mal zu "Firestarter" oder "Smack my Bitch up" abgegangen - diese Überhits stammen von 1996/1997, als die Band mit dem Album "The Fat of the Land" riesige Erfolge verzeichnete. Die neuen Songs wie "Warriors Dance" oder "Omen" könnten es schaffen, die alten Hits aus den Playlisten der DJs zu verdrängen; das hätte ich The Prodigy längst nicht mehr zugetraut. All my warriors, all my Prodigy people! so forderte MC Maxim Reality die Fans beim Sonisphere zum tanzen auf. Na dann mal los!

Holger Burner - Revolution (Cypherpropaganda)

Ihr seid nur G8, wir sind 6 Milliarden! Und wir kommen um euch wegzujagen! (Heiligendamm) ~ Alles was dich abfuckt, alles was dich krank macht, mach kaputt was dich kaputt macht! (Mach Kaputt) ~ Aufwachen abticken abgehen aufstehen... nicht mehr aufpassen einfach ausrasten! (Aufwachen) ~ Gebt es zu, ihr habt eure Waffen gestreckt - das ist Klassenkampfrap (Klassenkampfrap). Bei Holger Burner gibt es nicht nur Parolen wie die oben zitierten, sondern auch gute, sozialkritische Raps. Eigentlich ist jeder Song empfehlenswert, "Revolution" begeistert mich einfach wegen seiner mitreißenden Stimmung.

Long Distance Calling - Nearing Grave (Avoid the Light, 2009)

Irgendwo hab ich gelesen: Postrock für Metaller. Und das ist gar nicht so falsch, setzen LDC doch nicht nur auf Atmosphäre, sondern auch auf Riffs und Heaviness. Das ist auch auf dem aktuellen Album nicht anders, welches abgeklärter und gereifter klingt - und gleichzeitig die großen 'Hits' des Debüts "Jungfernflug" vermissen lässt. Vielleicht wird dieser Eindruck aber auch bei mir hervorgerufen durch eine persönliche Übersättigung an Postrock. Wie auch immer, der Song "Nearing Grave" weist eine einschneidende Veränderung im LDC-Universum auf: Gesang. Dieser kommt von Jonas Renkse, sonst Sänger bei Katatonia und fügt sich wunderbar ein.

Soulwax - Accidents & Compliments (Any Minute Now, 2004)

Was für eine Hymne! Schon immer mein Lieblingssong vom großartigen Album "Any Minute Now", hat es mich in letzter Zeit nochmal richtig gepackt und mir die Gehörgänge verklebt. Soulwax haben mit ihrem Album von 2004 die Mischung aus Indie und Elektro perfekt ausbalanciert, zwar seltener tanzbar als etwa The Faint, aber mindestens genauso großartig. Dass die Brüder Dewaele was von elektronischer Tanzmusik verstehen, beweisen sie mit ihrem DJ-Projekt 2 Many DJs, aber auch Soulwax Konzerte sind die reinste Party, wie ein Blick auf ihre Homepage zeigt.

by TOHBIT

Donnerstag, 9. Juli 2009

Ende der Sommerpause

In letzter Zeit wurde der Blog etwas vernachlässigt, doch unsere Sommerpause wird hiermit für beendet erklärt - passenderweise gießt es wie aus Eimern.

Diese Woche möchte ich jedem die neue Platte von Ghinzu ans Herz legen. Lange hat sich das Warten hingezogen seit dem letzten Album 'Blow' von 2004, einem noisig-atmosphärischem Juwel. Ohne dass ich im Vorfeld etwas davon mitbekommen hätte, ist nun plötzlich 'Mirror Mirror' da und überzeugt schon nach dem ersten Hören. Die vielen feinen Popmelodien, die 'Blow' nach und nach offenbarte, müssen aber auch hier langsam entdeckt werden.

Die beiden restlichen Rubriken sind diesmal politisch und gesellschaftskritisch wie nie zuvor. Als Video der Woche habe ich einen Clip ausgewählt, der die Situation von Flüchtlingen in Nordfrankreich darstellt, die auf ihrem Weg nach Großbritannien in Calais festgehalten werden. Mich hat das Video insbesondere deshalb berührt, weil ich mich ja selbst ein Jahr lang in UK aufgehalten habe - ich durfte ohne Probleme einreisen, vielen Menschen ist dies jedoch verwehrt. Das Video habe ich bei KanalB.org gefunden, welches laut eigenem Slogan herkömmliches Fernsehen ersetzen möchte/soll. Man findet hier Clips zu den Themen Migration und Abschiebung, Krieg und Kriegstreiber, Anti-Atom, Gender, Zeitzeugen des NS-Regimes und vieles mehr.
In meinen Ohren erzeugt das Video auch deshalb solch ein Gefühl der Wut wegen des Soundtracks von Keny Arkana, einer jungen französischen Rapperin aus Marseille. In ihren Lyrics bezieht sie klar Stellung gegen Kapitalismus und Faschismus. Der Song im geposteten Video heißt La Rage.

Ins Netz gegangen ist mir diesmal ein Bericht über die Bemühungen von Lydia Guevara, den Fleischkonsum ihrer argentinischen Landsleute zu reduzieren. Der Beginn einer vegetarischen Revolution im Land mit dem höchsten Fleischkonsum, angeführt von Che`s Enkelin? Eher weniger, posiert sie doch 'nur' für eine Kampagne von Peta: "Schließ dich der vegetarischen Revolution an!" (startet im Herbst 2009).

by TOHBIT

Sonntag, 21. Juni 2009

Hier ein ganz interessantes Video mit Maik Weichert (Heaven Shall Burn) und Mark "Barney" Greenway (Napalm Death), in dem sie sich über Veganismus/Vegetarismus unterhalten. Sehenswert.

by MUZIKA

Donnerstag, 18. Juni 2009

Video und Platte der Woche von MUZIKA

Damit mal wieder ein bisschen Leben in die Bude kommt, werden die wöchentlichen Rubriken jetzt kommentiert.

Die Platte der Woche sind diesmal The Eyes Of A Traitor mit "A Clear Perception". Diese Jungspunde (teilweise noch keine 18 Jahre alt) verbinden melodischen Death Metal mit durchaus gelungenen ruhigen Passagen. Eine positive Besonderheit ist, dass die Band zum Glück auf kitschig-klare Vocals verzichtet und sich damit von ihren weinerlichen Genre-Kollegen abhebt. Ein sehr hörenswertes Debüt also, mal schauen was die Jungs am Wochende beim Summerblast so bringen.

Das Video der Woche sind alte Bekannte im neuen Gewand: Narrows mit "Gypsy Kids". Der Sänger Dave Verellen kommt unüberhörbar von den Helden Botch und auch der Gitarrist Ryan Frederiksen ist kein Unbekannter, denn er greift normalerweise bei den von mir geliebten These Arms are Snakes in die Seiten. Insgesamt liefern Narrows ein solides Debüt ab. Musikalisch bewegen sie sich im Spannungsfeld der beiden bereits erwähnten Bands.
Ob Narrows jedoch halten können, was die Vorgänger-Bands ihrer einzelnen Mitglieder versprechen, muss jeder für sich entscheiden.

Und ein neuer Artikel über Faith no More ist auch am Start.

by MUZIKA

Montag, 1. Juni 2009

Dredg - "The Pariah, the Parrot, the Delusion"

Was sollte folgen auf eins der herausragendsten Popalben des letzten Jahrzehnts? "Catch without arms" bot 13 Songperlen mit großartigen Melodien, für die Coldplay vermutlich töten würden. Dredg blieben dabei jederzeit innovativ und voller Ideenreichtum - das nennt man dann wohl progressiv. Dredg haben einen langen Weg hinter sich, dennoch sind bereits die an Deftones angelehnten frühen Songs auf den EPs "Conscious" und "Orph" ungewöhnlich strukturiert und lassen spätere Großtaten erahnen. Unter Fans gilt das 1998er "Leitmotif" als Meisterwerk - die Band hatte das Konzeptalbum in Eigenregie veröffentlicht, es war bis zum Re-Release durch Universal 2001 kaum zu bekommen. Ich traf deshalb zum ersten Mal durch "Extended Play For The Eastern Hemisphere" auf Dredg, eine EP, die Songs von "Leitmotif" wie Symbol Song oder Movement I enthält. "El Cielo" von 2002 ist so etwas wie der Zwischenschritt von "Leitmotif" zu "Catch without arms", noch kein Prog-Pop, aber die rauen, ungestümen Anfangstage sind ebenfalls vorbei.
Lange musste man dann auf neues Songmaterial warten, immer wieder wurde der Veröffentlichungstermin von "The Pariah, the Parrot, the Delusion" verschoben, erste Songs wurden aber schon live gespielt und steigerten die Vorfreude. Nun ist es da - und begeistert: War "Catch without arms" Prog-Pop, so ist dies hier eindeutig wieder Prog-ROCK, oder wie Bassist Drew Roulette meint "a rock and roll record, filled with experimental journeys and eccentric jousts." Die Melodien sind catchy und werden von Gavin Hayes Stimme in ungeahnte Höhen geschraubt. Die Instrumentierung bietet alles was sich das Musikerherz nur wünschen kann, ein Glockenspiel zu Beginn von Drunk Slide, majestätische Orgel in Light Switch, Klavier in Information, wildes Cello in Long Days and Vague Clues, auch vor Elektronikspielereien wird nicht Halt gemacht (Saviour, RUOK?, I don't know), und warum auch? Dredg verstehen es, all diese Vielfalt perfekt zu kombinieren, alles greift ineinander. Neben den Vocals dient vor allem Dino Campanella's Drumming als Trademark von Dredg und das ist auf dem neuen Album nicht anders, im Gegenteil: Nervöse Rhythmen, pointierter Off-Beat oder aggressive Wirbel wie zu Beginn bei Saviour - das Schlagzeug ist wesentlicher Bestandteil des Dredg-Universums. Ein weiteres wichtiges Puzzlestück ist die Laut-Leise-Dynamik (siehe etwa den Übergang des aufreizend langsamen Stamp of Origin: Ocean meets Bay zu Saviour).
Um die eingangs gestellte Frage zu beantworten: Auf ein perfektes Pop-Album folgt ein weiteres. Mit ausgefeilten Ideen, vielen kleinen Spielereien, die entdeckt werden wollen und überbordender Energie. Das vierjährige Warten hat sich gelohnt.

[dieses Making Of zeigt viele der benutzten Instrumente und Impressionen von Dredg im Studio]

by TOHBIT

Privatsphäre nein danke

Heute kann man fast alles über jeden erfahren. Dazu bedarf es nicht mal eines ausgeklügelten Überwachungssystems, nein, jeder gibt freiwillig alles von sich preis. Auf Plattformen wie Facebook erfährst du wo deine "Freunde" Urlaub machen, wo sie sich gestern betrunken haben und mit wem. Fast nichts bleibt unbemerkt, beim Grillen auf der Wiese oder beim Dancen in der Disco, immer und überall ist eine Digicam in der Nähe. Mails können mit einem Klick weitergeleitet werden und verlieren jeden privaten Charakter. Und auch ICQ-/MSN-Gespräche können ganz einfach aufgezeichnet werden. Eine Hommage.


(11:38:53) A: ich brauche ultimative-das-muss-man-im-urlaub-hören-musik-tipps!
(11:39:39) B: uii ok
(11:40:01) B: naja also erste orientierungshilfe kann schon mal mein summer mix tape sein
(11:40:47) B: wenns bißchen punkiger sein soll, wie wärs mit avail, kennste?
(11:41:08) A: nur vom namen bisher
(11:41:24) B: oder doors, klassikerkategorie
(11:41:31) A: jap
(11:41:36) A: stimmt die fehlen noch
(11:41:54) B: foo fighters ?
(11:42:09) A: hmm
(11:42:15) A: hab ich nix
(11:42:20) B: hmpf
(11:42:55) B: hot water music!
(11:43:08) A: hmm habe ich glaube ich auch nicht
(11:43:18) B: oh nein
(11:44:04) B: incubus, ist dann eher mainstream
(11:44:06) B: aha ok
(11:44:34) B: kyuss
(11:44:50) A: die mag ich nicht
(11:44:51) B: le tigre
(11:44:58) A: habe ich nicht glaube ich
(11:45:16) B: hahahaha also sowas
(11:45:27) A: doch die grad doch
(11:45:35) B: moneybrother
(11:45:46) A: hmm mädchenskram ;)
(11:46:06) B: mclusky haste auch nicht?
(11:46:49) A: eher nicht
(11:46:56) B: mother tongue!
(11:47:26) B: oder sahg
(11:47:33) A: stimmt
(11:47:40) A: khoma auch nicht schlecht
(11:47:46) B: ja
(11:47:51) B: scumbucket
(11:47:56) A: habe ich nicht
(11:48:00) A: so bin mal schnell duschen
(11:48:02) B: ah wieder nicht
(11:48:04) B: ok
(11:48:06) A: du kannst gerne noch was reinschreiben
(11:48:09) A: wenn dir was einfällt
(11:48:46) B: naja so hardcore sachen, have heart, comeback kid oder auch mal talk radio talk
(11:49:14) B: turbo eh klar, aber auch turbo-staaat
(11:49:34) B: wolfmother?
(11:49:44) B: oder zum mitwippen wombats
(11:50:11) A: turbo und turbostaat sind schon am start
(11:50:21) B: dacht ich mir fast
(11:50:42) B: ältere punkrocksachen wie but alive?
(11:51:21) B: jamie t. ist auch sommerlich, aber haste nicht glaub ich
(11:51:50) B: able baker fox!
(11:52:03) B: oder so alte soul funk sachen
(11:52:16) B: so bin frühstücken


by TOHBIT

Sonntag, 24. Mai 2009

Cover BestOf Part VIII

Diesmal kommt erneut ein Lied vom "I'm not there"-Soundtrack zum Einsatz.
Es stand ja eigentlich immer außer Frage, dass Bob Dylan einer der talentiertesten Songwriter des vergangenen Jahrhunderts ist. Unzählige Künstler haben von seinen außerordentlichen Kompositionsfähigkeiten profitiert, so auch der unsterbliche Jimi Hendrix, dessen Version von "All Along The Watchtower" legendär ist. Auf dem OST von "I'm not there" befindet sich die Interpretation dieses Tracks von "Eddie Vedder&The Million Dollar Bashers". Eddie Vedder wird vielen bekannt sein als Sänger und Hauptkomponist der Grunge-Legende Pearl Jam. Hinter den mysteriösen "The Million Dollar Bashers" verbergen sich hingegen Mitglieder von Wilco und Sonic Youth. Somit verdient diese Kollaboration durchaus den Titel einer Grunge-Indie-90's-Supergroup und es verwundert nicht, dass auch ihre Version von "All Along The Watchtower" absolut fantastisch ist.



by MUZIKA

Musikfernsehen is dead!?

Es gibt eine tolle Möglichkeit, viele qualitativ hochwertige Videos von (teilweise) neuen, talentierten Bands zu entdecken: auf dem Youtube-Kanal von "Fox Rox".
Dabei reicht die Auswahl der Performences von Calexico über Against Me! und These Arms are Snakes bis zu Cattle Decipitation!

Hier mal ein toller Clip von Against Me...ein Hoch auf Tom Gabel und seine Gitarre!


by MUZIKA

Jukebox Mai

Porcupine Tree - The Sound of Muzak (In Absentia, 2002)

Nach einem lokalen Postrock-Konzert treffe ich zufällig in einem Club Teile der Band. Es folgen angeregte Fachdiskussionen und fleißiges Namedropping. Natürlich blieben die britischen Altmeister Porcupine Tree nicht unerwähnt, ich musste aber zugeben, dass ich vor allem das aktuelle Album "Fear of a blank Planet" verehre. Daraufhin der Hinweis: Hör mal nochmal bei "In Absentia" rein. Dafür stellvertretend steht hier der Song "The Sound of Muzak" - tolle psychedelisch-verzerrte Gitarren, ein toller Refrain:
One of the wonders of the world is going down It's going down I know It's one of the blunders of the world that no-one cares No-one cares enough

Bon Iver - Creature Fear (For Emma, forever ago, 2008)

Dieser Songwriter ist mir lange verborgen geblieben, bis ich entdeckte, dass dieses Album von Picadilly Records (dem Recordstore meines Vertrauens in Manchester) zur Platte des Jahres 2008 gekürt wurde. Also lassen wir das Team von Picadilly Records sprechen: "I'm sure you all know the story of this album? So romantic, almost too perfect to be real: Justin Vernon, a break-up, and a remote cabin. Four months isolation with only a guitar and a portastudio for company. ... a falsetto (a little reminiscent of the TV on the Radio guy) that soars on top of a super-ambient acoustic guitar base (Iron and Wine?) ..." Der Song endet abrupt, also am besten noch den Nachfolger "Team" anhängen.

The Ghost of a Thousand - Left for Dead (This is where the fight begins, 2007)

Dies sind sowas wie die kleinen Brüder von den Gallows! Aus dem englischen Brighton kommt hier eine weitere Ladung wütender Hardcore/Punk-Songs, die nicht nur aggresiv und zornig sind, sondern eben auch die nötige Melodie und Eingängigkeit nicht missen - ganz wie bei den Gallows also. Mit denen waren The Ghost of a Thousand auch schon auf Tour, ebenso mit Alexisonfire und Poison the Well. In Kürze erscheint übrigens ihr neues Album "New Hopes, New Demonstrations" via Epitaph.

*Shels - The Conference of the Birds (Sea of the dying Dhow, 2007)

Zuerst lange Zeit nur eher pflichtschuldig gehört: Naja, halt noch ne weitere Postrock-Band. Aber als ich vor kurzem an einem Wochenende ganze Tage mit Essay schreiben und Postrock hören zubrachte, hat mich vor allem dieser Song berührt. Die sehr sparsamen Lyrics passen wunderbar in die elegischen Weiten dieser Soundlandschaft:
Do you remember the sun, remember the sun, that we knew, falling down…

Port O'Brien - I woke up today (All we could do was sing, 2008)

Danke Muzika für diesen tollen, plärrenden Indie-Hit. Mit seiner rumpelnden Fröhlichkeit und seinem sich überschlagendem Temperament macht dieser Song einfach Spaß. Dazu lässt sich super mit einem debilen Grinsen auf dem Gesicht über die Tanzfläche hüpfen:
i woke up today in a very simple way in the morning all i could do was sing

Kilians - Used to pretend (They are calling your Name, 2009)

Die Kilians sind erwachsen geworden, klingen abgeklärt, routiniert und sind verdammt gute Songwriter. Dennoch vermisse ich auf dem neuen Album den ungestümen Charme, die jugendliche Frische, auch die Schnelligkeit ist etwas auf der Strecke geblieben. Und es fehlen die ganz großen Hits à la "Enforce yourself". Dennoch: "Used to pretend" klingt nach sehr guter amerikanischer Indie-Ballade und besitzt nicht einen Deut deutschen Indie-Provinzmiefs.

by TOHBIT

Freitag, 22. Mai 2009

Cover BestOf Part VII

Die erste Hälfte der 12-Track- Cover-Compilation ist bereits geschafft. Es geht also mit Titel Nr. 7 weiter und es bleibt melancholisch. Auf dem Soundtrack zu dem Film "Eternal Sunshine of the Spotless Mind" (dt. "Vergiss mein nicht") findet sich ein famoses Cover von Beck: "Everybody's Gotta Learn Sometimes". An diesem wunderbaren Lied, im Original von den recht unbekannten The Korgis, haben sich schon einige Künstler versucht, von Zucchero&Vanessa Carlton bis Krezip und Glasvegas; doch keiner transportiert die Stimmung des Liedes besser als Beck. In Verbindung mit dem emotionalen (und tollem) Film passt die Botschaft von "Everybody's Gotta Learn Sometimes" perfekt zu Grundtenor und kratzt so richtig an der Seele des Hörers.



by MUZIKA

Montag, 11. Mai 2009

Summer Mix Tape

Es wird Sommer, sogar hier im verregneten Königreich. Shorts, Flip Flops, Bikinis, gehören zum chillen in der Sonne genauso dazu wie ein sommerlicher Soundtrack.
Es ist natürlich nie einfach den perfekten Mix zu finden - ich finde poppigen Collegerock ebenso passend wie beschwingten Songwriterkram oder Stonerrock. Mein ultimatives SommerMixTape könnte deshalb so aussehen:

Passender Soundtrack zu jeder Grillparty sind die Beatsteaks. Wenn man spontan einen Song rauspicken möchte dann am besten "Summer", dann passts auch vom Titel. Drumherum kann man das Mixtape mit Ash, Dover, Favez oder Incubus bestücken.

Zum rumhängen auf der Sonnenliege, während der Tofuspieß auf dem Grill brutzelt, bieten sich Weezers zuckersüße Melodiebögen ebenso an wie die von Jimmy Eat World.

Steht man auf härtere Gitarrensounds, dann sollten danach Songs von Scumbucket, The Jai-Alai Savant und Wolfmother folgen, dazu lässt sich prima ein kühles Bier trinken. Was für ein Riff! - kaum ist die erste Flasche geleert, schon ertönen The Sword's "How heavy this axe" und Torche's "Grenades".

Gehts zum Grillen an den See dann sollte man unbedingt "Seaside" von The Kooks mit im Gepäck haben, zusammen mit Songs von The Shins und Rooney ("When did your heart go missing") hat man dann superfluffigen Sommerpop, um die Füße im Wasser baumeln zu lassen.

Will man es mit dem Pop bis zur radiotauglichen Massenkompabilität auf die Spitze treiben,
dann würde ich im Anschluss Savage Garden auf das Tape packen, die ich vor Urzeiten richtig oft gehört habe - so mit ca. 13. Das Lied "To the moon and back" trägt mich also zumindest zurück in die frühe Jugend. Drumherum gruppiert man Gnarls Barkley und Modjo.

Möchte man im Anschluss an das genossene Barbecue ein bißchen in der untergehenden Sonne abdancen, dann sollte man Duné, The Ting Tings und CSS dabei haben.

Zum Schluss heißt es dann noch chillen am Lagerfeuer, wozu sich natürlich hervorragend Jack Johnson eignet (etwas weniger Mainstream: Two Gallants oder Rose Kemp) - oder die eigene Gitarre.

by TOHBIT

Dienstag, 28. April 2009

Baroness / Saviours - 22.04.2009 in Köln

Im Vorfeld des Roadburn-Auftritts von Baroness beehrte die Band das Gebäude 9 in Köln. Doch vor der eigentlichen Hauptband des Abends waren zunächst Saviours aus Oakland an der Reihe zu zeigen, was in ihnen steckt. Was AN ihnen steckt, das zeigte der Sänger Austin Barber mit seinem entblößten Oberkörper recht deutlich: ein unaufmerksamer Beobachter hätte genauso gut denken können, er trage ein sehr buntes T-Shirt mit einer Vielzahl großer und kleiner verrückter Motive. Musikalisch konnten Saviours jedenfalls überzeugen. Die Beschreibung "eine flotte Mischung aus Sludge und Trash mit ein wenig Doom-Einschlag" würde dem Sound der Band wahrscheinlich am nächsten kommen. Leider fiel der zu leise Gesang negativ ins Gewicht, was aber wohl mehr am fehlenden Können des Sängers lag, als an der PA im Gebäude 9.
Danach enterten Baroness die Bühne und ich war vom ersten Ton des Auftritts an wie elektrisiert. Die ersten drei Lieder stellten gleichzeitig die besten Songs des Debüts "Red Album" dar: "Rays on Pinion", "The Birthing" und "Isak"! John Baizleys Gesang war dabei wie immer über alles erhaben, denn sowohl die cleanen als auch die geschrieenen Parts fügten sich perfekt in das Gesamtkonzept der Musik ein. Die Band spielte sich in einen unglaublichen Rausch. Der von mir verehrte Sänger und Kopf einer ganzen Szene Baizley wirkte (wie immer eigentlich) vollkommen losgelöst und wie von/in einer anderen Welt, anders lassen sich sein verrückter Gesichtsausdruck und der Schaum vor dem Mund (tatsächlich wahr!) nicht erklären. Nicht unerwähnt soll auch der Drummer Allen Blickle bleiben, der mit seiner dynamischen Art alles übertrifft, was ich bisher von Schlagzeugern gesehen habe. Dabei verdrischt er die Felle, als hätten sie seine Mutter persönlich beleidigt und er sich um jeden Preis an ihnen rächen wolle! Die dabei durch die gesamte Band transportierte Energie reißt einen als Zuhörer (und Zuschauer) total mit und nicht wenigen Anwesenden mag es ein wenig wie Magie vorgekommen sein, was die vier Bandmitglieder auf der Bühne veranstalteten.
Die Songauswahl beschränkte sich diesmal nicht nur auf die Stücke vom "Red Album". Zwei neue Lieder wurden vorgestellt und diese lassen auf einen grandiosen Nachfolger hoffen. Besonders das vorletzte, noch unbetitelte Lied zog alle Register und gehört für mich schon jetzt zu einem absoluten Highlight der nächsten Veröffentlichung. Hier ein Kostprobe vom Asymmetry-Festival in Polen:

Nach etwa 70 Minuten Spielzeit und ein paar kurzen Dankesworten von Baizley an das Publikum verließ die Band unter Jubelstürmen die Bühne. Die meisten Zuschauer machten sich gleich auf den Heimweg, da erstens die Band normalerweise keine Zugaben spielt und zweitens sofort sehr unpassende, laute Rap-Musik über die Anlage angemacht wurde. Doch diesmal weit gefehlt: John Baizley, der hinter dem Bühnen-Vorhang hervorspähte, animierte die übriggebliebene Hörerschaft zum Klatschen und Jubeln, dem die Leute auch sofort nachkamen. Überraschenderweise tauchte gleich darauf die gesamte Band erneut auf der Bühne auf (noch unter der schallenden Hip-Hop-Mucke versteht sich) und John Baizley stellte die rhetorische Frage: "Few Songs more?". Es folgten zwei grandiose Lieder von der ersten EP "First", die diesen denkwürdigen Gig gebührend beendeten.
Insgesamt lässt sich sagen, dass Baroness nicht nur musikalisch über ALLES erhaben, sondern auch menschlich unglaubliche Sympathen sind. Das macht sie zweifellos zu einer der besten und tollsten Band der Gegenwart.









by MUZIKA