Musik lässt sich nicht objektiv bewerten, soviel ist klar. Alle verzweifelten Bemühungen, die Erscheinungen eines Jahres in eine gemeinsame Liste aufzunehmen, sind so gesehen hinfällig und werden den verschiedenen Songsammlungen kaum gerecht. Andererseits steht der Spaß beim Listenfertigen im Vordergrund: Welche Band steht am Ende ganz oben? Wer schafft es in die Top Ten? Solche Fragen können wochenlang beschäftigen. Man hört sich nochmal durch die ganzen Alben, Erinnerungen kommen hoch: an die Momente, in denen man bestimmte Songs zum ersten Mal hörte; an Ereignisse, die mit Musik zu einer Einheit verschmolzen sind; an Personen, die einem dieses oder jenes Album empfohlen haben.
In meinen Bewertungsmaßstab spielt nicht nur eine Rolle, welches Album ich für das genialste, beste oder ergreifendste halte, sondern auch: Wie oft habe ich ein Album gehört? Wie sehr hat es mich beeindruckt? Wie sehr hat es mich überrascht? Ist es mit der Zeit gewachsen oder hat es sich schnell "abgenutzt"?
Letztlich sind Best Of-Listen immer auch eine Momentaufnahme – schon in zwei Monaten könnten meine Jahrescharts ganz anders aussehen.
30. Alice in Chains – Black Gives Way to Blue
27. Poison the Well – The Tropic Rot
24. Biffy Clyro – Only Revolutions
21. From Monument to Masses – On Little Known Frequencies
Was fällt auf? Alte Helden wie Muse und Biffy Clyro sind nicht in den TOP 20. Beide haben zwar sehr ambitionierte Platten vorgelegt, konnten zumindest mich aber nicht gänzlich überzeugen. Zu poppig und radiotauglich einerseits. Doch andrerseits bleiben von beiden Bands viele Melodien lange im Ohr und laden zum Mitsummen ein, umarmen einen mit pathetischer Geste. Während es Muse vielleicht wirklich etwas übertrieben haben mit ihrem Bombast-Kitsch, steht Biffy Clyro das neue Soundgewand nicht schlecht, Only Revolutions wird mit jedem Hördurchgang besser. Brand New und Ghinzu gehören zwar nicht ganz so sehr zum ‚Inventar' wie die beiden eben genannten, doch Ghinzu stellten immerhin eines der Alben 2004, Brand New eines der Alben 2007. Auch hier gilt: Beide können nicht ganz an das alte Meisterwerk anknüpfen, enttäuschen aber auch nicht. Die Platzierung von Russian Circles ist ebenfalls eher enttäuschend, aber nach dem hervorragenden Stations (im letzten Jahr auf Platz 5) und unzähligen tollen Veröffentlichungen im Postrock-Genre (siehe auch From Monument to Masses) bin ich vielleicht einfach etwas übersättigt.
by TOHBIT
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen