Dienstag, 31. März 2009

Cover-BestOf Part II

Es geht wie versprochen weiter mit dem zweiten Track des BestOfs. Diesmal von den schwedischen Popsängerinen Robyn Carlsson und Jenny Wilson, die "List of Demands" im schwedischen Fernsehen covern.



Im Original stammt dieses Lied von Saul Williams, einem amerikanischen Hip-Hop Künstler. Interessanterweise hat WIlliams erst vor kurzem ein Industrial-Hip-Hop (!!!) Album veröffentlicht, produziert von keinem geringeren, als seinem Freund und Kollegen Trent Reznor!

Freitag, 27. März 2009

Cover-Lieder-BestOf-Countdown Part I

Ich bin in letzter Zeit auf richtig viele tolle Cover-Lieder gestoßen. Während ich früher sehr skeptisch war, wenn es um Neuinterpretationen ging, finde ich nun manche Ideen, wie die Klassiker (oder auch weniger bekannte Stücke) neu vertont werden mehr als interessant! So entstand die Idee eines Cover-Lieder-BestOf, das nach und nach (also Lied für Lied) hier vorgestellt wird.
Übrigens: wer Interesse an einem der Lieder hat, die hier Erwähnung finden, der soll mir einfach kurz bescheid geben. Ich werde ihm/ihr dieses umgehend schicken oder sonstwie zukommen lassen.

Den Anfang macht heute Patti Smith mit ihrer akkustischen Version von "Smells like Teen Spirit". Patti Smith ist eine, mittlerweile 63-jährige, Rockmusikerin, die wahrscheinlich keiner kennt, ich kannte sie vorher ebenfalls nicht. Bis zu diesem Cover-Lied jedenfalls, welches ich zufällig auf Rockland-Radio in unserem Bad gehört habe. Auf Anhieb hat es mir sehr gefallen und ich bin extra bis zum Ende des Liedes im Bad geblieben (und das Ding dauert stolze 6:31 Minuten) in der Hoffnung, die Moderatoren würden die Interpretin nach dem Ende nennen. Doch weit gefehlt: es ging erstmal mit blöder Werbung weiter, sodass ich statt zu lernen die Begriffe "COVER" und "SMELLS LIKE TEEN SPIRIT" langwierig googlen musste, um endlich an das Lied dranzukommen, was zum Glück dann auch gelang. So viel zu der Entdeckungsgeschichte.

Das Lied selbst fängt ganz ruhig mit einer Akkustik-Gitarre an, bevor schon das dominierende Instrument miteinstimmt: ein BANJO! Dieses Banjo ist einfach herrlich "anders" und macht diese Interpretation des, zugegeben sonst ausgelutschten, Hits so besonders. Auch toll ist die Stimme der guten Patti Smith: drohend, zitternd und ein wenig verrückt...mit einem Wort einfach FANTASTISCH. Ein würdiger Opener des BestOf's.

by MUZIKA

Donnerstag, 19. März 2009

Jukebox März 2009

Thursday – Friends In The Armed Forces (from the record Common Existence, 2009)
Dieser Song steht nur stellvertretend für die vielen tollen Songs des ganzen Albums (nicht zu Unrecht von Muzika bereits als Platte der Woche geadelt). Nie haben Thursday seit Full Collapse so viel Spaβ gemacht – bei diesem Song sind auch Thematik und Lyrics überragend:
To change our minds
Everything that's wrong looks right
The lives we lead
Are somewhere in between


A Long Winter – Portraits Hung In Empty Halls (from the record Breathing Underwater, 2003)
Diese Band steht seit Ewigkeiten auf meiner Liste (seit ich so ca 2002 mal den ganzen Green Hell Katalog durchgelesen habe um ellenlange Listen anzufertigen). Jetzt endlich angehört und an frühe Poison the Well erinnert, an Far und New End Original (die Emoparts!) und allgemein an die Tage an denen ich Stunden im Plattenladen meines Vertrauens gestöbert habe...

...And You Will Know Us By The Trail Of Dead – Inland Sea (from the record The Century Of Self, 2009)
Das neue Album gefällt mir nach wie vor längst nicht so gut wie seine beiden Vorgänger, zumindest habe ich bis jetzt nicht so den Zugang dazu gefunden. Vielleicht mag ich deshalb diesen Song so sehr – er hätte auch auf dem Meisterwerk So Divided seinen Platz gehabt.

Eagles of Death Metal – Secret Plans (from the record Heart On, 2009)
Zuerst Platte der Woche, jetzt auch in der Jukebox vertreten dank seiner Gute-Laune-Tanzbarkeit-Sexyness. Garagenrock für Stadien! Secret Plans, midnight missions ...

Architects – Follow The Water (from the record Hollow Crown, 2009)
Technisch auf höchstem Niveau, bleibt manchmal in meinen Augen (also Ohren) die Melodie auf der Strecke zugunsten von Mathcore-Gefrickel und Metalcore-Gemoshe. Nicht so bei diesem Song, der Härte und Melodie wunderbar verbindet. Daumen hoch!

The Asteroids Galaxy Tour – The Sun Ain’t Shining No More (single, 2008)
Danke Barbarella! Debüt-Album kommt im April. Ich sage: Das kann die Qualität dieses Songs nicht auf LP-Länge konservieren. Aber vielleicht ja doch? Man darf gespannt sein...

Talk Radio Talk – Hello Sun (from the record Beyond These Lines, 2008)
hey hello, my world, my sun my voice is not the only one... bester Song eines groβartigen Albums, oder zumindest Song mit dem gröβten Hitpotenzial. Ist von meinem MP3-Player derzeit nicht wegzudenken. Eine der besten (post)hardcore Platten aus Deutschland seit langem.

Franz Ferdinand – Twilight Omens (from the record Tonight: Franz Ferdinand, 2009)
Lange hats gedauert bis ich mich mit dem neuen Album anfreunden konnte. Und tatsächlich kann es nicht mithalten mit dem grandiosen Debüt. Dennoch ist das hier ohne Zweifel eine der stylishsten und tanzbarsten Bands des Planeten... auch Twilight Omens hat einen megacoolen Beat und Groove.

by TOHBIT

Montag, 16. März 2009

Besondere Momente II

Erinnert sich noch jemand an eine Zeit ohne CD- oder gar DVD-Brenner, ohne CD-Rohlinge an jeder Supermarktkasse und hunderte Download-Portale im Web?

Zu einer Zeit, als diese Errungenschaften der Technik begannen, die Musikindustrie immer tiefer in die Krise zu stürzen, habe ich mir von einem Kumpel in der Schule zum ersten Mal eine CD ausgeliehen (ja, damals hat man noch CDs verliehen und nicht gleich nen MemoryStick oder Downloadlink). Gerade begann ich mich für härtere Musik zu interessieren, hatte mir als ersten Tonträger überhaupt Nirvanas From the Muddy Banks of the Wishkah gekauft (damals bei Promarkt, wie uncool), nun hielt ich sie in Händen: Ein Cover in Gelb und Orange, links so etwas wie der Kopf eines trojanischen Pferdes. Und wie aus dem Hinterhalt, wie dem trojanischen Pferd entstiegen, überfällt mich auch die Musik: Mit einem leisen Rasseln geht’s los, dann eine verzerrte, psychedelische Gitarre, ein kurzes Break, ein Tempowechsel, dann volle Energie, Wucht, Wut, Verzweiflung, Hingabe, gepaart mit den ersten Zeilen:

I must have read a thousand faces
I must have robbed them of their cause
sickened thirst, sickened thirst
keeps it together
soft white glow in the craniu
m
a bulls eye made sedated.


Die Rede ist, ich hoffe ihr habts längst bemerkt, von at the drive-in und ihrem Meisterwerk Relationship of Command. Oft fragt man sich ja bei solchen Meilensteinen der Musikgeschichte, wie es etwa auch Refused’s The Shape of Punk to Come oder Rage against the Machine’s selbstbetiteltes Debüt sind, wie man beim ersten Hören darauf reagiert hat. War man am Anfang skeptisch? Hat das Meisterwerk vielleicht gar verkannt? Nun, bei at the drive-in war ich vom ersten Hören weg fasziniert und schlichtweg umgehauen.

Gleich am nächsten Schultag fragte ich den Besitzer der CD, ob ich mir das Album brennen dürfe (ja, sowas hat man zu der Zeit noch gefragt!). Nach seiner Zustimmung bin ich zu einem Nachbarn gegangen, um die CD dort zu brennen, einen eigenen Brenner besaßen wir damals nicht – dafür einen Scanner, deshalb wurden Cover und Inlay kopiert und ausgedruckt.

Später habe ich mir als echter Fan in London (Klassenfahrt!) das Original auf Vinyl gekauft, auf eben jener Klassenfahrt haben wir im Bus dann auch die älteren Tonträger der Band gehört und „analysiert“.

Relationship of Command bietet so viele unvergessliche, eben bewegende Momente: Natürlich gibt es die Hitsingle One armed scissor (auf die die Band heute leider mehr und mehr reduziert wird, wie törricht!!!), es gibt politische Songs wie Invalid Litter Dept. (dancing on the corpses ashes…), deren Botschaft auch durch großartige Videos unterstützt wird, es gibt den Erpresseranruf von Iggy Pop zu Beginn von Enfilade...

Eine Tragödie – gerade auch für mich persönlich – war dann das Ende der Band: Ich hatte mich wie so viele um Tickets für die Europa-Tour bemüht, wollte die Band in Frankfurt live sehen; es wäre mein allererstes „richtiges“ Konzert gewesen. Ich hatte sogar meinen Vater überredet mitzukommen, als Fahrer gewissermaßen. Das Konzert war aber wie so viele dieser Tour restlos ausverkauft, die Band hatte ihren Bekanntheitsgrad unterschätzt und viel zu kleine Venues gebucht… die Tour wurde nie beendet, stattdessen lösten sich at the drive-in 2001 auf.


by TOHBIT

Samstag, 14. März 2009

Neue Helden, diesmal sogar mit guten Ideen - Isaïah aus Belgien


Ich finde immer gut, wenn Bands versuchen sich gegen die Mühlen der Industrie zu stellen und ihren eigenen Weg gehen. So auch die Belgier von Isaïah die ihr neues Album 'Ils consomment,tuent et prient mais ne pensent pas" vollkommen legal zum Download stellen.
Und das Ganze mit der folgenden Begründung: "We put all these songs here for free cause we think that everybody has to have to opportunity to listen to music (and not only people who have money to buy cd's,vinyls, or anything else)."

Coole Sache, die Musikindustrie wäre um einige Sorgen weniger, wenn sie sich mal ein Beispiel nehmen würde.

Hier der Link zum Album: http://www.mediafire.com/download.php?2e12mnyyzn2

by MUZIKA

Der perfekte Augenblick

Manchmal gibt es Augenblicke, da entsteht eine perfekte Symbiose zwischen Erlebtem oder Sinneseindrücken und dem Song, der gerade in deinem MP3-Player abgespielt wird... der perfekte Augenblick.
So ging es mir in dieser Woche, als ich zum ersten Mal zu Fuβ zur Uni gelaufen bin. Ich wusste: Es gibt da irgendwo einen Fahrradweg. Ich wusste: In 20 Minuten beginnt das Fuβballspiel, das ich mit einigen Kumpeln auf dem Campus in einer Collegebar sehen will. Die erste Viertelstunde des Spiels habe ich verpasst, aber ich war nicht verärgert, sondern dankbar für diesen intensiven Augenblick:



Vollmond.
Kahle Bäume werfen lange Schatten.
Bizarre Schatten.
Lange Finger die mich packen.
Wolkenfetzen jagen am Himmel vorbei.
Verlassene Wiesen. Eingezäunt.
Nur Wolfsheulen fehlt.
Unheimlich.
Gespenstig.
Das England der Gruselgeschichten.


I see a bad moon rising
I see trouble on the way
Come on bless me
The dark clouds of my mind breakout
And I will follow you down
Into the vault of hate and fear
She threw us all into the jail
Don't do you no harm
Do you no harm at all
And it's all over now

Get out of this life somehow
To say the last goodbye
We come with the dust and we go with the wind
Crucify

It's all over now
And the storm comes out
So let it be said
Our souls will be dead
Unnamable love in the name of the ghoul

Dark angel
Lost in the world
Dark angel
Spread your wings all over me


Smoke Blow – Dark Angel (2005)

by TOHBIT

Montag, 9. März 2009

The Art of Revolution


Am Wochenende war ich in Manchester in einer Ausstellung mit den Werken von Emory Douglas, dem Minister of Culture der Black Panther Party.
Sehr ausführlich wird der historische Hintergrund der afro-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung erläutert, rund um die Namen Martin Luther King und Malcolm X. Dann zeigt die Ausstellung die Gründung der marxistisch geprägten Black Panther Party for Self Defence durch Huey P. Newton und Bobby Seale und ihre Entwicklung von einer bewaffneten Selbstschutzbewegung zu einer sozialen Organisation.
Im Mittelpunkt stehen aber natürlich die Graphikarbeiten Emory Douglas': Poster, Cartoons, Pamphlete, die sich mit dem Thema Polizeigewalt gegen Schwarze, Diskriminierung und Unterdrückung auseinandersetzen.
Da dies ein Musikblog ist, soll an dieser Stelle die Band The Lumpen erwähnt werden, die Black Panther Party Revolutionary Singing Group. The Lumpen (abgeleitet von Karl Marx' Begriff des Lumpenproletariats) sind ebenfalls Teil der Ausstellung, ihr Ziel war "to educate the People…to use popular forms of music that the community could relate to and politicize it so it would function as another weapon in the struggle for liberation."

by TOHBIT

Sonntag, 8. März 2009

Hammerhead - Rätsel

Ich habe folgendes Rätsel parat, was könnte dieses Plakat bedeuten:


Ich bitte um Kommentare!

by MUZIKA

Donnerstag, 5. März 2009

The Bronx / Fucked Up / Rolo Tomassi - 28.02.2009 in Manchester


“Hello. Bloggers. Blogging. We are new to the blogging world. Phrases like lol, yr, xox, and prolly excite us to no end! We will be touring the beautiful U of the K and are very excited to be joined at the hip by fucked up and rolo tomassi.” So beginnen The Bronx ihren Blog http://www.shredyrface.com/category/blogs/.
Ich hab mich auf den Weg nach Manchester gemacht um die Harcdore-Bande live zu sehen, hier meine ungefilterten Eindrücke:

Rolo Tomassi sind um acht auf der Bühne. Mann! Sehen die jung aus. Die charismatische Frontfrau betritt die Bühne als letzte, im schwarzen Minikleid und Strumpfhosen! Cooler Kontrast zwischen ihren gehauchten, schüchternen Ansagen und ihrem krassen Grindcore-Gekreische. Eine halbe Stunde dauert die Keyboard-fiepsige Show, die rockenden, melodiösen Passagen gefallen mir persönlich am besten.

Kurze Umbaupause. Da sind ja schon die Jungs von Fucked Up, auch nicht viel älter als Rolo Tomassi. Auffallend die Dame am Bass – und natürlich Frontsau Father Damien ‘Pink Eyes’ in weiten Sporthosen und Schlabbershirt. Unglaublich wieviel Kontakt zum Publikum Pink Eyes sucht. Dieser Koloss verbringt ein Drittel der Show in der Crowd, umarmt die Fans (das schweiβnasse Shirt hat er längst abgelegt) und teilt sein Mikro bereitwillig mit den begeisterten Hardcore Kids. Höhepunkt: The Bronx’ Matt Caughthran beim Stagediven.

The Bronx sind zwar Hardcore – aber verstehen sich trotzdem auf groβe Gesten: Bevor die Band die Bühne betritt gibts ein Intro. Dann folgt: tanzbarer Hardcore; ein Sound der deutlich trashiger ist als auf Platte; ein Sänger der nicht nur zu Fucked Up ins Publikum springt, sondern auch zu den Songs der eigenen Band. Schlieβlich entern an die 20 Leute die Bühne. Die beiden The Bronx-Rowdies sind besorgt um das Equipment ihrer Schützlinge. Sie schubsen die ausrastenden Fans wieder von der Bühne herunter. Die beiden (bis hierher) angenehm lockeren Security Men sind plötzlich verschwunden. Alles out of control? The bronx spielen einfach weiter. Alles cool. Und was sagen The Bronx selbst über die Manchester Show? “Its unfair to have favourite shows on the tour, as that implies that some shows or crowds are better than others. Which sucks. But you can tell that, if we’re reaching a crescendo across the tour dates, then Manchester was another rising note.”

by TOHBIT

Double Feature: Milk and The Reader

Am vergangenen Wochenende habe ich zunächst Gus van Sants Milk gesehen, einen Tag später Stephen Daldrys The Reader. Grund genug, die beiden Kinofilme in einem Double Feature zu besprechen und dabei den beiden Hauptdarstellern besondere Beachtung zu schenken, gewannen doch beide für ihre jeweilige Rolle den Oscar.

Sean Penn als älterer Hippie mit langen Haaren und Vollbart - zusammen mit seinem Partner Scott Smith (James Franco) ist Harvey Milk (Penn) gerade nach San Francisco übergesiedelt. Das homosexuelle Paar hofft darauf, im Stadtviertel The Castro mehr Akzeptanz für ihre Beziehung vorzufinden als in New York. Die beiden Männer eröffnen Castro Camera, stoβen jedoch auch hier bald auf Ablehnung und Ressentiments - Milk wird daraufhin mehr und mehr zum politischen Aktivisten. Castro Camera wird zum Zentrum der politischen Gay-Bewegung und Milk selbst stellt sich mehrmals zur Wahl für verschiedene politische Ämter. Er verliert dreimal, steigert allerdings seine Popularität. Seine Beziehung zu Smith zerbricht wegen seiner politischen Kampagnen, doch schlieβlich schafft er es als erster homosexueller Politiker eine Wahl zu gewinnen und wird Supervisor von San Franicisco. In der Folge wird er zur Symbolfigur im Kampf für die Rechte von Homosexuellen in ganz Amerika, dabei bekommt er es mit politischen Gegnern wie dem kalifornischen Senator John Briggs zu tun, der alle Homosexuellen von Lehrberufen fernhalten möchte (Proposition 6, 1978) oder Anita Bryant und ihrer Organisation Save our Children. Beginnend mit Harvey Milks vierzigstem Gebuststag, an dem er sich eingesteht, bisher nichts in seinem Leben erreicht zu haben, erzählt Gus van Sant dessen politische Laufbahn und zeigt immer wieder Originalaufnahmen aus den Sechzigern und Siebzigern, politische Demonstrationen, Aufruhr, Polizeigewalt gegen Homosexuelle.
Sean Penn sieht Harvey Milk nicht nur verblüffend ähnlich, er wirkt in dieser Rolle gleichzeitig energetisch, symphatisch, idealistisch, charismatisch als Politiker, aber auch verletzlich und pendelnd zwischen Ausgelassenheit und Zerstreutheit als Privatmann und Liebhaber. Milk gibt nie auf, auch wenn manch politischer Kampf aussichtslos erscheint oder private Tragödien warten und stellt persönliche Interessen hintenan - so zerbricht auch seine zweite Beziehung zu Jack Lira (Diego Luna), der sich das Leben nimmt.
Man bewundert diese Energie und den Mut des Mannes, der trotz Morddrohung auf die Bühne steigt und eine flammende Rede hält und man ist erschrocken über die Szene seiner unmittelbaren, realistischen Ermordung durch Dan White (Josh Brolin). Sean Penn als Harvey Milk – überzeugend, mitrei βend und mit hohem Identifikationsfaktor: ein verdienter Oscar.

Ähnlich groβe Gefühle erzeugt auch die Romanverfilmung von Bernhard Schlinks Der Vorleser. Der junge Michael Berg (David Kross) trifft die wesentlich ältere Hanna Schmitz (Kate Winslet), die ihm nach Hause hilft, als er krank und hilfesuchend in einem Hauseingang kauert und sich übergibt. Nach monatelanger Bettlägerigkeit besucht er Hanna ein zweites Mal, um Danke zu sagen – beim nächsten Besuch schläft er zum ersten Mal mit ihr, besucht sie in der Folge täglich und es entspinnt sich eine Beziehung rund um Sex und das Vorlesen von literarischen Klassikern. Denn ihre Bedingung an ihren jungen Liebhaber lautet: Er muss ihr vorlesen. Nach einem Sommer ist sie, die S-Bahn-Schaffnerin, die nicht viel redet und sich schwer tut mit engen persönlichen Bindungen, plötzlich ohne ein Wort verschwunden, ihre Wohnung findet Michael leer vor. Jahre später begegnet Michael seiner Jugendliebe wieder: Er ist als Jurastudent Zeuge eines Gerichtsprozesses gegen ehemalige KZ-Aufseherinnen, sie ist eine der Angeklagten. Gequält und gepeinigt verfolgt er den Gerichtsprozess, in deren Verlauf ihm bewusst wird, warum er – und ebenso auch einige KZ-Häftlinge - von Hanna zum vorlesen gebracht wurden.


The Reader erzählt eine Liebesgeschichte, die einen Sommer, eigentlich aber ein ganzes Leben andauert. Zudem beschäftigt er sich mit der Frage nach Schuld und Gerechtigkeit. Nachhaltig im Gedächtnis bleibt die Frage, die Hanna dem Richter verzweifelt entgegenwirft: Was hätten Sie getan? Kate Winslet stellt diese Frage unsicher, wie ihr ganzer Charakter, den sie verkörpert, unsicher und eigenbrötlerisch ist. Sicher und selbstbewusst ist sie nur in den Sexszenen mit Michael, doch schon wenn er sie während ihrer Arbeitszeit in der Tram besucht, reagiert sie unangemessen ruppig und völlig falsch. Zudem scheint ihr moralisches Bewusstsein kaum ausgeprägt zu sein, sie gesteht Verbrechen, die sie nicht alleine zu verantworten hat, um nicht zugeben zu müssen, dass sie nicht lesen und schreiben kann. Winslets Hanna Schmitz ist eine Frau zwischen Erotik und biederer Hausfrauenart, sie kann unbeschwert sein wie ein Kind und dann wieder verschlossen und unzugänglich wie ein Krebs. Kate Winslet spielt diesen widersprüchlichen Charakter sehr überzeugend, mit Mut zu Natürlichkeit, beinahe Hässlichkeit und dennoch ist sie dabei erotischer als die meisten ihrer Hollywoodkolleginnen - deshalb ist der Oscar für diese Rolle absolut verdient.

by TOHBIT

Dienstag, 3. März 2009

Neue Helden - Rubycone aus Moldawien


Mein Kumpel Serega hat mich auf die wunderbare Band Rubycone aus Chisinau aufmerksam gemacht, die mit Sicherheit einen Vergleich mit ihren westlichen Kollegen nicht scheuen muss!
Fans von Russian Circles, Long Distance Calling und Pelican (und das sind wir, wenn ich ehrlich bin, wohl alle) also aufgepasst.

Anspieltip ist übrigens Fisherman`s Story.

by MUZIKA

Sonntag, 1. März 2009

Konzertrundumschlag: Teil II - All That Remains | The Haunted


12.02.2009 - [All That Remains, The Haunted, Deadlock] in Trier, ExHaus

The Haunted waren eine meiner ersten "härteren" Bands und das zu einer Zeit, als meine Helden noch HammerFall und Manowar hießen. Das 2004er Album "rEVOLVEr" und der dazugehörige Hit "99" bildeten somit den Anfang einer musikalischen "HARTWERDUNGSPHASE". So fiel die Entscheidung nicht schwer, diese Band endlich auch mal live zu sehen.


Leider kamen wir zu spät an und verpassten damit World Escape. Was sehr schade ist, denn bei einem Auftritt in Koblenz vor zwei Jahren hatten sie mir sehr gut gefallen. Es ging also los mit Deadlock. Wie der Sänger (den ich ja ganz offiziell heiß finde ;-)) treffend bemerkte, war es das gefühlte drölfte mal, dass die Band im ExHaus gastierte und ich muss ehrlich sagen, sie waren bisher nicht immer eine Bereicherung des LineUp's gewesen. Zum Glück galt das nicht für dieses Konzert: die Band spielte tight, die Sängerin traf tatsächlich die Töne und der Techno-Part bei "End Begins" rockt einfach! Das Ganze war also mehr als kurzweilig und unterhaltsam, allerdings hatte die Band auch nur fünf Lieder gespielt. Aber so ist es bei einer Doppel-Headliner Tour, da müssen die kleineren Vorbands zurückstecken.


Bei The Haunted füllte sich der Raum noch mal gehörig, noch nie habe ich das Exil so rappelvoll erlebt! Ich frage mich: woher kommen all diese Menschen und warum bleiben sie bei den ganzen anderen Konzerten immer zu Hause!?
Die Schweden haben seit ihrer Gründung eine erhebliche Entwicklung durchgemacht. Wurde am Anfang noch gnadenlos getrasht, so kamen mit den Jahren immer mehr Grooves ins Programm und der Anteil der cleanen Vocals wurde ebenfalls immer größer. Da alle Phasen des Schaffens bei der Liedauswahl Berücksichtigung fanden, war für musikalische Abwechslung ausreichend gesorgt. Der Sänger Peter Dolving machte seinem Ruf als total durchgeknallter Frontman einmal mehr alle Ehre und erzählte erstmal eine Geschichte von der Tour aus Wien: Er hatte sich mit einem der Zuschauer geprügelt , weil dieser die ganze Zeit in seinem Black Metal-Aufzug so miesepetrig dreingeblickt hätte und ihm auf die Frage, was ihm denn nicht gefiele und warum er nicht einfach gehe nur ein blödes "FUCK YOU!" entgegenbrachte. Als also Herr Dolving ins Publikum sprang, um den Missetäter zu bestrafen, landete er prompt auf einem kleinen Mädel und begrub dieses unter sich, was ihm natürlich sehr leid täte...ich denke diese Geschichte kann man unkommentiert stehen lassen.
Ein weiterer Blickfang auf der Bühne war übrigens der Gitarrist Patrik Jensen, dessen Ähnlichkeit mit dem jungen Lemmy Kilmister wahrlich verblüffend ist, sogar die Mimik gestaltete sich täuschend echt... Insgesamt ein wunderbarer Auftritt, zweifellos mit dem Höhepunkt "99", bei dem die Band voll überzeugen konnte und richtig Spaß machte.


Der Auftritt von All That Remains stand sogleich unter keinem guten Stern. Der Sänger Philip Labonte war richtig angepisst vom Monitor-Sound seines Mikros und hätte deswegen fast die beiden Roadies verschlagen. Ich hingegen fand den Sound die ganze Zeit über top, vor allem die Soli kamen (und das ist eine wahre Seltenheit im ExHaus) glasklar rüber. Davon schien der gute Phil jedoch nichts bemerkt zu haben und meckerte erstmal nach jedem Lied, was die Stimmung leider sehr drückte. Zum Glück legte sich seine schlechte Laune in der zweiten Hälfte des Auftritts und All That Remains konnten eindeutig beweisen, warum sie die Headliner dieses Abends waren. Die Fans jubelten bei jeder Ankündigung bzw. den ersten Riffs des nächsten Liedes und übernahmen eifrig die eingängigen Refrains. Jedoch muss ich zugeben, dass auf die Dauer der Aufbau der Lieder stets gleich vorkam: SCHREIEN, SINGEN, SOLI, SCHREIEN, SINGEN, SOLI usw. Natürlich alles auf einem sehr hohen Niveau (die Melodien sind unglaublich gut), aber doch irgendwie eintönig... Insgesamt konnte dies jedoch das starke Konzert nicht schmälern und so blieb ein mehr als guter Eindruck zurück.

by MUZIKA