Sonntag, 10. Januar 2010

Bewegende Alben 2009 // Die TOP 10

Boys and Girls, ich bin euch noch was schuldig, nämlich die TOP 10 des vergangenen Jahres. Ihr habt bestimmt schon sehnsüchtig drauf gewartet, so here we go:

10. Black Math Horseman – Wyllt

 

9. Ghost of Tom Joad – Matterhorn

 

8. Alexisonfire – Old Crows, Young Cardinals

 

7. Dredg – The Pariah, The Parrot, The Delusion

 

6. Sights and Sounds – Monolith

 

5. Portugal. The Man – The Satanic Satanist

 

4. Thursday – Common Existence

 

3. Junius – The Martyrdom of a Catastrophist

 

2. Baroness – Blue Record

 

1. Mastodon – Crack the Skye


 

Was fällt auf? Einige echte Größen wie Muse, The Mars Volta und Trail of Dead hatten es nicht auf die vorderen Plätze geschafft, dafür finden sich nun in den TOP 10 Platten von Black Math Horseman und Sights and Sounds. Beide haben sehr vielversprechende Debüts abgeliefert, die auch nach dem zwanzigsten Hördurchlauf nicht langweilig werden.

Ebenso überraschend ganz vorne mit dabei ist Matterhorn von Ghost of Tom Joad. Hier reiht sich Hit an Hit, dazu kommen clevere und irgendwie sparsame Arrangements – Hut ab vor dem Trio aus Münster. Dredg's neue galt vorher sicher als Kandidat für die Plätze 1 – 3, und ist deshalb mit Rang 7 vielleicht etwas enttäuschend platziert, dennoch empfand ich ihr Album nicht als so schwach, wie es von manchen gemacht wurde. Ein neues Catch without arms war halt nicht unbedingt zu erwarten…

Positiv überrascht war ich von der neuen Portugal. The Man Scheibe. Seit ihrem Debüt Waiter. You Vultures haben mich die Jungs aus Alaska nicht mehr so mitgerissen, da gibt's so viel Soul – das reicht auch, um im kalten Winter noch an vergangene Sommertage zu denken. Ebenfalls an alte Erfolge anknüpfen konnten für mich Thursday, die ihren Emo/Screamo Sound der ersten Stunde sinnvoll erweiterten und mit Common Existence nur knapp an den Podestplätzen vorbeischrammen.

Auf den dritten Platz hat sich 2009 eine Band geschlichen, die ich vorher so nicht auf der Rechnung hatte, weil ich sie nicht kannte: Junius aus Boston, Massachusetts. Ihre Platte The Martyrdom of a Catastrophist kann ich jedem nur ans Herz legen! Die Spitze teilen sich 2009 Baroness und Mastodon, wobei letztere knapp die Nase vorne haben, weil sie eigentlich das perfekte (Prog-)Metal Album abgeliefert haben. Baroness' blaues Album steht auch deshalb nicht auf dem obersten Podestplatz, weil die sumpfig-rumpelige Produktion doch sehr gewöhnungsbedürftig ist, andererseits aber auch erfrischend anders gegenüber den aalglatten, fetten Metalproduktionen, die man sonst so häufig hört. Beides sind übrigens überragende Live-Acts, und die gute Nachricht ist: Ich werde beide noch innerhalb der nächsten fünf Wochen live sehen!

Dienstag, 29. Dezember 2009

Bewegende Alben 2009 // Die Plätze 20 bis 11 //

20. Urlaub in Polen – Liquid

19. Ghost of a Thousand – New Hopes, New Demonstrations

18. Long Distance Calling – Avoid the Light

17. Jeniferever – Spring Tides

16. Evergreen Terrace – Almost Home

15. The Mars Volta – Octahedron

14. And you will know us by the trail of dead – The Century of Self

13. Japandroids – Post-Nothing

12. Gallows – Grey Britain

11. Archive – Controlling Crowds


 

Was fällt auf? Nach Ulmes Tropic of Taurus auf Platz 22 folgen auf den Plätzen 20 und 18 zwei weitere deutsche Bands, nämlich Urlaub in Polen und Long Distance Calling – auch in den TOP 10 wird es, so viel sei verraten, deutsche Beteiligung geben. Ghost of a Thousand, Evergreen Terrace und Gallows würzen die TOP 20 mit Hardcore-Energie. Beinahe vergessen hätte ich die im Februar erschienene The Century of Self von den langjährigen texanischen Begleitern auf dem Pfad des Todes – erst im letzten Moment wurden sie in die Liste aufgenommen; das Album macht es einem nach den Meisterwerken von 2005 und 2006 zunächst nicht leicht, gerade wegen eines seltsamen Intros. Doch mit jedem Hören werden Halcyon Days oder Inland Sea mehr zu Hits. Ein einziges Hitalbum ist auch Japandroids' Post Nothing, auf jeden Fall eines der aufregendsten Debüts des Jahres. An den TOP 10 knapp vorbei geschrammt sind Archive mit Controlling Crowds und einer eigenartig-genialen Mischung aus Ambient, Chillout, Electronica, Alternative und Hip Hop.


 

Welche Alben haben TOHBIT's Bestenliste knapp verfehlt? So großartige und verschiedene Bands wie Sonic Youth, The Heavy, Them Crooked Vultures, Arctic Monkeys, Polar Bear Club, Architects, Cymbals Eat Guitars, Porcupine Tree, The Twilight Sad, August Burns Red, Thrice und Sometree. Wer auf intelligenten deutschen Punkrock steht und sich wie ich schon auf die neue Turbostaat freut, der zählt sicher auch Zufluchtsort von Todd Anderson und Inselwissen von Captain Planet zu seinen Lieblingsalben 2009. Enttäuscht war ich persönlich hingegen von Why? mit Eskimo Snow, von Dead Weather's Horehound und Billy Talent's III.

by TOHBIT

Sonntag, 27. Dezember 2009

Bewegende Musik 2009// Die Plätze 30 bis 21//

Musik lässt sich nicht objektiv bewerten, soviel ist klar. Alle verzweifelten Bemühungen, die Erscheinungen eines Jahres in eine gemeinsame Liste aufzunehmen, sind so gesehen hinfällig und werden den verschiedenen Songsammlungen kaum gerecht. Andererseits steht der Spaß beim Listenfertigen im Vordergrund: Welche Band steht am Ende ganz oben? Wer schafft es in die Top Ten? Solche Fragen können wochenlang beschäftigen. Man hört sich nochmal durch die ganzen Alben, Erinnerungen kommen hoch: an die Momente, in denen man bestimmte Songs zum ersten Mal hörte; an Ereignisse, die mit Musik zu einer Einheit verschmolzen sind; an Personen, die einem dieses oder jenes Album empfohlen haben.

In meinen Bewertungsmaßstab spielt nicht nur eine Rolle, welches Album ich für das genialste, beste oder ergreifendste halte, sondern auch: Wie oft habe ich ein Album gehört? Wie sehr hat es mich beeindruckt? Wie sehr hat es mich überrascht? Ist es mit der Zeit gewachsen oder hat es sich schnell "abgenutzt"?

Letztlich sind Best Of-Listen immer auch eine Momentaufnahme – schon in zwei Monaten könnten meine Jahrescharts ganz anders aussehen.


 

30. Alice in Chains – Black Gives Way to Blue

29. Converge – Axe to Fall

28. Brand New - Daisy

27. Poison the Well – The Tropic Rot

26. Russian Circles - Geneva

25. Ghinzu – Mirror Mirror

24. Biffy Clyro – Only Revolutions

23. Muse – The Resistance

22. Ulme – Tropic of Taurus

21. From Monument to Masses – On Little Known Frequencies


 

Was fällt auf? Alte Helden wie Muse und Biffy Clyro sind nicht in den TOP 20. Beide haben zwar sehr ambitionierte Platten vorgelegt, konnten zumindest mich aber nicht gänzlich überzeugen. Zu poppig und radiotauglich einerseits. Doch andrerseits bleiben von beiden Bands viele Melodien lange im Ohr und laden zum Mitsummen ein, umarmen einen mit pathetischer Geste. Während es Muse vielleicht wirklich etwas übertrieben haben mit ihrem Bombast-Kitsch, steht Biffy Clyro das neue Soundgewand nicht schlecht, Only Revolutions wird mit jedem Hördurchgang besser. Brand New und Ghinzu gehören zwar nicht ganz so sehr zum ‚Inventar' wie die beiden eben genannten, doch Ghinzu stellten immerhin eines der Alben 2004, Brand New eines der Alben 2007. Auch hier gilt: Beide können nicht ganz an das alte Meisterwerk anknüpfen, enttäuschen aber auch nicht. Die Platzierung von Russian Circles ist ebenfalls eher enttäuschend, aber nach dem hervorragenden Stations (im letzten Jahr auf Platz 5) und unzähligen tollen Veröffentlichungen im Postrock-Genre (siehe auch From Monument to Masses) bin ich vielleicht einfach etwas übersättigt.


by TOHBIT

Samstag, 26. Dezember 2009

Wieder auf Sendung

Nach 5 Wochen Funkstille ist TOHBIT wieder auf Sendung. Satt und zufrieden von vielen Festtags-Festmählern, die meist doch nicht so toll schmecken wie alltägliche Hausmannskost, wird jetzt der Jahresendspurt eingeläutet; Wenn sich das Jahr dem Ende neigt, dann heißt das: Listen erstellen! Diesmal gibts an dieser Stelle gleich TOHBIT's TOP 30, geteilt in drei Teile (wegen des Spannungsbogen!) - soll heißen: Morgen gehts los mit den Plätzen 30 - 21.

Schon jetzt gibts neue bewegende Musik (die es nicht geschafft hat in die Jahrescharts, einfach weil ich sie gerade erst erhalten habe): Gossips "Music for Men" rockt ordentlich, ich bekomme total Lust, die mal in nem Club aufzulegen. Die Platte steht stellvertretend für viele andere: Ich konnte sie einfach nicht kaufen, ausleihen, oder - ähem - downloaden. Es gibt zu viel (gute) Musik da draußen! Ähnlich wenig Beachtung, sei es aus Unwissenheit, Ignoranz oder zeitlicher Limitierung erfuhren von mir z.B. Mumford & Sons, Grizzly Bear, Mando Diao, Manchester Orchestra, Silversun Pickups, The Flaming Lips, Built to Spill, The Decemberists, Alberta Cross, The Thermals und bestimmt dutzende gute Platten mehr! Ich hole das nach, zumindest teilweise!

Freitag, 20. November 2009

Bewegendes im November

Nur ein Satz zur bewegenden Musik: Converge haben nicht mehr soviel Spaß gemacht seit Jane Doe. Ihren ureigenen, bandtypischen Sound haben sie erweitert durch ein paar ruhigere, epischere Parts und kurze experimentelle Ausflüge – natürlich sind sie dabei immer noch kompromisslos hart.


Bewegende Bilder
 

"so crazy! had to watch it a couple times"

"most definitely. the best video ive seen in a while by far"

"this music video is beyond brilliant"

"the creator and the destructor , makes me think of god even if i don't believe in him/her.(what ever)"

So lauten die Kommentare zu Blonde Fire von The Hickey Underworld. Und alle diese comments behalten recht. Das Musikvideo ist verstörend, provokant und (besonders für Vegetarier) ekelerregend. Ist das nun Kunst oder doch nur medienwirksame Provokation? Gerade der letzte der oben stehenden Kommentare, der Hinweis auf Erschaffer und Zerstörer, ist gut beobachtet und würde eher auf eine tiefere Deutungsebene verweisen. Doch entscheidet selbst!

Ebenso seltsam mutet die Homepage der Band aus Antwerpen an, hier gibt es viel zu entdecken: Nach Intro, nämlich dem oben beschriebenen Video, kann man eine bunte Bildlandschaft erkunden: Fickende Wölfe im Steinkreis, indianische Folter- und Kultszenarien, Tiger, Elefanten, Riesenkraken, Seepferdchen, Züge und Raumschiffe. Das ist verrückt, cool – allerdings nicht besonders praktisch. Aber wer braucht schon unsinnige Bandbio und –fotos, wenn es so viel zu entdecken gibt.

 

Ins Netz gegangen ist mir schon vor längerer Zeit ein wahnsinnig toller Blog: Über (((unartig))) postet ein Deutscher in New York Videos zu unzähligen Shows. Mich konnte vor allem seine Retrospective zu at the drive-in begeistern. Hier beschreibt er seine erste Begegnung mit In/casino/out: "In Casino Out" found its way into my home sweet home. It was probably part of a stack of discs that I reviewed for "Trust" zine in Germany, I don't remember exactly. What I do remember are the raised eyebrows that it caused after the first spin, and after the second, and after the third… and after the twentieth. Holy motherfucking diamond in the rough! This record was basically every reviewer's wet dream (…)" Es folgen Beschreibungen von ersten atd-i Gigs in Germany ("Their explosive energy blew every other band of their time out of the water, in the studio and onstage.") bis hin zum Split der Band während ihrer Tour durch Europa 2001. Die Website ist gespickt mit vielen Videoaufnahmen (atd-i vor 150 Leuten in Celle, zweitletzte Show ever in Bremen usw.) inklusive den jeweiligen Playlists. Danke für dieses geile musikalische Zeitdokument!



by TOHBIT

Dienstag, 10. November 2009

Jukebox Novemberbeginn

Eine Ladung Songs um die Herbstdepression zu vertreiben (Kategorie A), oder aber um sie bei Tee und warmer Wolldecke zu genießen (Kategorie B).


Brand New – Vices (Daisy, 2009)

Was für ein Beginn! Wütend, dissonant und noisig eröffnen Brand New den Nachfolger ihres Überalbums The Devil and God are raging inside me. Zunächst geht's noch mit zurückhaltendem Piano und klassischem Frauengesang los, so opernarienmäßig. Dann setzen die verzerrten Gitarren ein: Das erinnert an McLusky zu besten Zeiten. Auch sonst sucht man Hits à la Sowing Season (Yeah) oder Degausser auf Daisy eher vergeblich – der dritte Song At the bottom kommt dem aber schon sehr nah. Brand New sind zurück! Mit unverkennbarem Soundgewand, dem dennoch viel Neues – vor allem Noise, Wucht, Wut – hinzugefügt wurde.

Kategorie A


 

Ulme – Sisyphus, Crack the Stone! (Tropic of Taurus, 2009)

Die eingängigen Melodien auf Ulmes Tropic of Taurus erschlie- ßen sich nicht sofort. Wenn sie es aber tun, halten sie dich umso länger gepackt. So bekomme ich die erste Zeile von Sisyphus, Crack the Stone! nicht aus dem Kopf: Dear Lovers, fuck you all! singt Sänger Arne Heesch lakonisch, dazu groovt es herrlich aus den Boxen. Toller deutscher Stoner/Metal aus Flensburg/Hamburg, der sich vor amerikanischen Szenegrößen nicht verstecken muss. Weiterer Anspieltipp ist The Web.

Kategorie B


 

Peace Orchestra – Shining (Peace Orchestra, 1999)

Großartiger, chilliger Song vom Wiener DJ Peter Kruder (Kruder&Dorfmeister, mit denen ich mich bisher kaum beschäftigt habe). Shining ist langsam, monoton, repetierend und voll dunkler Atmosphäre. Passend dazu der aufreizend gelangweilte, irgendwie spacige Frauengesang.

Kategorie B


 

Jamie T. – Sticks'n'Stones (Kings & Queens, 2009)

Da braucht man nicht mehr viel zu schreiben. Der Song läuft ja auch im Radio rauf und runter (hab ich mir sagen lassen - ich höre ja kein Radio). Jamie T. würde Mike Skinner von The Streets den Rang ablaufen, wenn er nicht statt auf Coolness einfach mehr auf Pop-Appeal setzen würde. Mit seinem lässigen Gespür für Hits hat er mir 2007 den Ohrwurm Salvador geschenkt - und jetzt eben die Single Sticks'n'Stones.

Kategorie A


 

Archive – Bullets (Controlling Crowds, 2009)

TripHop, Electronica, Indierock verschmelzen hier zu einem mitreißenden Sound. Und dabei gibt es viel zu entdecken. Bullets ist da noch einer der geradlinigsten und konventionellsten Songs - sonst findet man Rap, esoterischen Frauengesang, viele Soundtüfteleien, blecherne Computerstimmen. Das Album insgesamt ist ein echter Grower. Einziger Vorwurf: Es ist etwas zu lang geraten und hat deshalb in der 2. Hälfte einige verzichtbare Songs.

Kategorie ?


 

Evergreen Terrace – Enemy Sex (Almost Home, 2009)

Evergreen Terrace ist auf jeden Fall eine meiner Lieblingsbands aus dem Genre - welches Genre eigentlich? Tja, sicherlich Metalcore, aber Evergreen Terrace gefallen mir gerade weil sie nicht typisch Metalcore sind. Sie selbst beschreiben sich als "fast, powerful heavy hardcore to melodic punk/rock". Das triffts ganz gut. Vor allem haben sie neben Mosh Parts und Riffs ein Gespür für Melodien. Das neue Album rockt einfach, vor allem der Opener Enemy Sex.

Kategorie A


 

The Snake The Cross The Crown – Hey Jim (Cotton Teeth, 2007)

Grandiose Folk-Rock-Blues-Hymne von The Snake The Cross The Crown. Erinnert an A Silver Mount Zion, Raconteurs, Absynthe Minded, Port O'Brien, Murder by Death. Mit ihrem Namen bezieht sich die Band aus Alabama übrigens auf das Logo von Alfa Romeo - endlich weiß ich das auch mal, habs sogar exra nachgeprüft und das Logo des Autobauers gegooglt. Ein neues Album ist auch gerade erschienen, ich kenne es noch nicht, aber das soll sich bald ändern...

Kategorie B


 

Placebo – Battle for the Sun (Battle for the Sun, 2009)

Auch wenn der VISIONS-Sampler mich nicht mehr oft auf neue Bands aufmerksam machen kann, er schafft es manchmal alten Helden wieder zu neuem Glanz zu verleihen. Wie habe ich Placebo verehrt damals, zu Black Market Music Zeiten (2000) und Songs wie Special K oder Spite & Malice (Brian Molko im Duett/Duell mit einem Rapper!). Ihre elektronische Phase habe ich dagegen weitgehend ausgeblendet, das lag nicht nur, aber auch am veränderten Soundgewand der Band.

Kategorie B

Samstag, 31. Oktober 2009

Bewegende Bilder – und die Schwierigkeit, sie zu finden

Bei YouTube findet man immer weniger Original-Musikvideos – zumindest als deutscher Nutzer. Der Grund: Streit mit der GEMA. Im März 2009 ist der Vertrag der "Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte" mit YouTube ausgelaufen, ein neuer kam nicht zustande, weil YouTube (gehört zu Google) den Forderungen der GEMA nicht nachkommen kann oder will. Das Internetportal ist kostenfrei, finanziert sich nur über Werbung – die GEMA-Forderung nach 1 bis 12 Cent pro abgespieltem Video (http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,616605,00.html) kann deshalb nicht erfüllt werden.

Endlich schienen die Plattenfirmen das Potenzial des Web hier einmal zugunsten der User zu nutzen*, sie stellten selbst Clips in hoher Qualität bei YouTube ein – so machten sie ihre Künstler bekannter. Zudem kann man heute im sogenannten Musikfernsehen kaum noch Musikvideos sehen, erst recht nicht, wenn es sich um Bands abseits des Mainstreams handelt. Bei YouTube konnte man sich sein eigenes Musikfernsehen zusammenstellen, mit kreativen Videos von Künstlern aller musikalischer Stilrichtungen – dies unterbindet nun ausgerechnet eine Gesellschaft, die für die Rechte der Künstler eintritt. Denen ist aber nicht geholfen, wenn ihre Videos nun gar nicht mehr zu sehen sind, weder bei YouTube, noch bei den Dating-Show-infiltrierten deutschen Musiksendern.

Trotz der oben beschriebenen Problematik habe ich ein schönes Musikvideo gefunden: The Decemberists The Rake's Song. Gedreht in Moskau von zwei Kunststudenten, setzt sich das Stop-Motion-Video teilweise aus Fotografien traditioneller russischer Puppen zusammen. Vor Kurzem habe ich so etwas ähnliches auch im Filmmuseum Düsseldorf gesehen. Wenn man sich mit der Entstehung von Kino und bewegten Bildern beschäftigt, kommt man um so etwas nicht herum. Der Song stammt übrigens vom Album The Hazards of Love.


 

*Exkurs: Das gilt längst nicht für alle Plattenfirmen: Warner Music z.B. hatte Youtube im Dezember nach Lizenzstreitigkeiten aufgefordert, alle Videoclips seiner Künstler zu entfernen. Erst vor wenigen Wochen gab es eine Einigung: Warner soll das Recht bekommen, Werbeplatz zu seinen Videos zu verkaufen und den größten Teil der so erzielten Einnahmen behalten dürfen (http://www.heise.de/newsticker/meldung/Bericht-YouTube-und-Warner-einigen-sich-ueber-Musikvideo-Lizenzen-798101.html). Die Universal Music Group hingegen will zusammen mit YouTube gleich ein eigenes Musikvideo-Portal gründen. Vevo.com steckt aber noch in den Kinderschuhen.


 

by TOHBIT