Mittwoch, 4. Februar 2009

Glasvegas *** Hey fucking go!


Zugegeben: ich war skeptisch. Seichter Indie-Rock/Pop aus UK, supported vom NME? Ohjee. Die Motivation, sich Glasvegas vor dem Konzert anzuhören war deshalb auch nicht allzu groß. Ich tats trotzdem, mehr der Vollständigkeit halber als aus echtem Interesse. Und wurde positiv überrascht. Das hier hat nicht viel gemein mit dem zeitgemäßen Mix aus Indie und Elektro, der mit aller Macht versucht, tanzbar und stylish zu sein und dabei oft nur beliebig klingt.

“Wenige Bands haben es in den letzten Jahren geschafft, gleich auf ihrem Debüt so bestimmt und unverwechselbar zu klingen wie diese.” Diese Feststellung Dennis Plauks im Magazin VISIONS stimmt genau. Glasvegas sind nicht tanzbar, nicht schrill, nicht elektro oder disco. Ihre Songs sind langsam, atmosphärisch und düster und werden geprägt von der Stimme James Allans (inklusive schottischem Akzent). Wie reagiert ein Publikum auf solche Songs? Ein Publikum von etwa 2500 Schotten in Feierlaune, das vorher von Friendly Fires eingeheizt wurde – einer Band, die das oben kritisierte Schema von Tanzbarkeit und Style eins zu eins erfüllt und dabei dennoch eine gute Figur macht.

Glasvegas’ Auftritt ist ein Triumph. Sie headlinen mit nur einem Album im Gepäck (in UK bereits seit September 2008 zu haben, in Deutschland erst seit Ende Januar 2009) die NME Awards Tour und genießen hier in Glasgow natürlich Heimvorteil. Glasvegas sind waschechte Glasgower, aufgewachsen in East Glasgow, einer ziemlich miesen Gegend und Betonwüste, nur unweit von der O2 Academy. Ganz in schwarz gekleidet betreten sie die Bühne und beginnen gleich mit einem ihrer besten Songs, Geraldine. Die Fans feiern die Band wie ein Fußballteam immer wieder mit Sprechchören Hey, hey – hey fucking go! und sind auch sonst ein freundliches Publikum, sie klopfen sich auf die Schultern, liegen sich in den Armen – und singen fleißig mit. Dabei ist eine innige Verbundenheit der Band mit ihrer Heimatstadt nicht unbedingt direkt zu erkennen: Es gibt kaum Ansagen zwischendurch, schon gar kein Glasgow, how are you doing? Nur ab und an ein gemurmeltes Thanks von Frontmann James Allen, der die Sonnenbrille erst gegen Ende des Gigs ablegt.

Doch die karge Kommunikation passt schließlich zu dieser Band, die anders ist als viele ihrer Kollegen, so ist etwa das Schlagzeugspiel von Drummerin Caroline McKay (übrigens stehend wie Bela B.) überaus minimalistisch und alles andere als tight und rockend.
Weitere Highlights in der Setliste sind Go Square Go – aus vielen hundert schottischen Kehlen ertönt Here we fucking go! – und natürlich Daddy’s Gone. Ein stimmungsvoller Auftritt ist nach ca. 50 Minuten zuende. “They could end up being the biggest band in the world after watching last night. They are that good, it was that emotional.” Diese Aussage von ihrem Entdecker Alan McGee muss zwar nicht unbedingt zutreffen, aber Glasvegas sind definitiv eine besondere Band auf dem Weg zum Erfolg (gespannt sein darf man auf das zweite Album). In einem hat McGee in meinen Augen absolut recht: This City [Glasgow] breathes Rock’n’Roll!

von TOHBIT 04/02/09

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